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Gestrandet. Im spanischen Malage sitzen Geflüchtete nach ihrer Rettung aus einem Schlauchboot am Hafen. Vier Flüchtlinge sind bei der Überfahrt von Marokko gestorben.

© Jesus Merida Luque/SOPA Images via ZUMA Wire/dpa

Flüchtlings-Rettung im Mittelmeer: Mehr als 1000 Gerettete - Italien will die Häfen schließen

Italien will ein Schiff mit 629 Flüchtlingen an Bord nicht in seine Häfen lassen. Innenminister Salvini von der rechtsextremen Lega Nord droht, die Häfen für Rettungsschiffe zu schließen.

Wochenlang gab es nur wenige Rettungseinsätze im Mittelmeer. Doch nun sind wieder mehr Boote mit Migranten und Flüchtlingen in Richtung Europa aufgebrochen. Mehr als 1000 Menschen sind am Wochenende von seeuntauglichen Booten im Mittelmeer gerettet worden.

Der neue italienische Innenminister und Vize-Regierungschef Matteo Salvini, der auch der rechtsextremen Regierungspartei Lega vorsteht, drohte am Sonntag mit einer Hafensperre für Rettungsschiffe, um die Ankünfte von Migranten in Italien weiter zu reduzieren. Nach Medienberichten forderte er am Sonntag Malta in einem Schreiben auf, dem Rettungsschiff „Aquarius“ mit 629 Migranten an Bord Einfahrt in Valletta zu gewähren. Dies sei der nächstgelegene sichere Hafen. Sollte Malta sich verweigern, wolle Salvini die italienischen Häfen schließen, berichtete unter anderem „La Repubblica“. Ein Regierungssprecher bestätigte das am Sonntagabend.

Malta wies die Aufforderung zurück und erklärte, man habe nichts mit der Rettungsaktion zu tun. Salvini, hatte in seinem Wahlkampf versprochen, den Flüchtlingsstrom nach Italien zu stoppen. Am Sonntag erklärte Salvini: "Wenn irgendeiner denkt, dass ich keinen Finger rühren werde, während wir einen weiteren Sommer mit Anlandungen, Anlandungen und weiteren Anlandungen erleben, dann ist das nicht das, was ich tun werde" und schrieb er auf Facebook: "Malta lässt niemanden hinein, Frankreich weist Menschen an der Grenze zurück, Spanien verteidigt seine Grenzen mit Waffen." Weiter schrieb er: "Von heute an wird auch Italien "Nein" sagen zu Menschenhandel und zum Geschäft der illegalen Einwanderung." Es war zunächst aber unklar, ob die Menschen tatsächlich nicht in Italien an Land gebracht werden können. Salvini hat keine Befehlsgewalt über die Häfen. Zudem kündigte der Bürgermeister von Neapel an, er würde das Flüchtlings-Schiff willkommen heißen.

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Die Drohung ist nicht neu: Salvinis Vorgänger Marco Minniti hatte sie im vergangenen Jahr ebenfalls ausgesprochen, um Solidarität der europäischen Partner einzufordern. Sein Hilferuf war verhallt – und gegen eine Hafensperre spricht das Nothafenrecht, wonach Schiffe in Not, etwa mit Schiffbrüchigen an Bord, Anspruch auf das Einlaufen in Häfen haben.

Rettungsschiff mit 629 Migranten muss auf See bleiben

Die „Aquarius“ der Organisationen SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen steuerte am Sonntagabend weiter in Richtung Norden. Dies sei die Anweisung nach den von der zentralen Seenotrettungsleitstelle in Rom koordinierten Einsätzen gewesen, hieß es in einer Mitteilung der Rettungsorganisationen. Die 629 Migranten an Bord wurden in sechs verschiedenen Einsätzen teilweise in der Nacht von Samstag auf Sonntag gerettet. Die Evakuierung zweier Schlauchboote sei besonders kritisch gewesen, teilte Ärzte ohne Grenzen am Sonntag auf Twitter mit: Als eines der Boote kaputtging, fielen mehr als 40 Menschen ins Wasser.

Nach der Rettung von 229 Menschen nahm die „Aquarius“ 400 weitere mit an Bord, die zuvor von der italienischen Marine, der Küstenwache sowie von Handelsschiffen gerettet worden waren. Ärzte ohne Grenzen sprach von einer „extrem stressigen Nacht“. Unter den Geretteten seien 123 unbegleitete Minderjährige, elf Kinder und sieben Schwangere. Entdeckt wurden die Menschen in Seenot teilweise von der französischen Hilfsorganisation Pilotes Volontaires, die seit kurzem Aufklärungsflüge über dem Mittelmeer fliegt. Die Migranten hätten den Piloten Handzeichen gegeben, als sie das Flugzeug entdeckten, teilte die Organisation auf Facebook mit.

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Rettungsaktionen gab es am Wochenende auch andernorts im Mittelmeer: Die libysche Küstenwache fing am Samstag 152 Migranten auf zwei Booten vor der Westküste des Landes ab, die seit Jahren Startpunkt vieler Flüchtlinge aus dem chaotischen Bürgerkriegslandes Weg Richtung Italien ist. Spanische Rettungskräfte brachten 300 Menschen in Sicherheit, die aus Marokko kamen.

Unter den von der marokkanischen Marine geretteten Migranten waren 28 Frauen, 27 Minderjährige und drei Säuglinge. Die "Seawatch 3" sei mit 232 Geretteten an Bord zwölf Stunden lang im Hafen im Hafen von Reggio di Calabria festgehalten worden, teilte die private Initiative Seawatch aus Brandenburg auf Twitter mit. Die standardmäßige Vernehmung des Kapitäns bei der Ankunft am Samstag in Reggio Calabria habe länger gedauert als sonst und mitreisende Journalisten an Bord hätten Videomaterial aushändigen müssen, was zu Verzögerungen bei der Rückkehr in die Rettungszone geführt habe. Seawatch kritisierte die "politischen Attacken" gegen ihre Arbeit, während in der Nähe mehrere Boote in Seenot gewesen seien. „Das Level des Drucks ist gestiegen“, sagte Seawatch-Sprecher Ruben Neugebauer. „Aber die Lage im Mittelmeer ist desolat. Es sind zu wenig Einsatzkräfte unterwegs.“ (dpa/rtr/AFP)

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