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Ein Zug mit Flüchtlingen in der Nähe der kroatischen Hauptstadt Zagreb.

© AFP

Update

Flüchtlingskrise: Kroatien an der Grenze

Die Regierung in Zagreb schickt die Flüchtlinge weiter nach Slowenien - und zurück nach Ungarn

Mit „Salam Aleikum“ begrüßt scherzhaft der Kroate mit der coolen Sonnenbrille, der im Café Song in Zagreb sitzt, seinen Freund. Das Café liegt direkt vor dem Messegelände, wo seit Donnerstag Flüchtlinge eintreffen. In Kroatien sagt sonst niemand „Salam Aleikum“, sondern „Bog“, was so viel wie „Grüß Gott“ bedeutet. Aber seit zwei Tagen ist alles anders. In das sonst so homogene Kroatien kommen erstmals viele Ausländer.

Flüchtlingshelfer haben einige Flüchtlinge, die auf dem Hauptbahnhof in Zagreb angekommen sind, abgeholt und in das Aufnahmezentrum auf dem Messegelände gebracht. Sie stehen nun vor dem Eingang der Betonhalle – draußen sind Dutzende mobile Toiletten aufgestellt. Viel los ist hier nicht. „Die meisten Flüchtlinge sind schon wieder weg“, erzählt ein Polizist.

"Fuck Schengen"

„Die wollen hier nicht bleiben, sondern nach Deutschland“, sagt eine Flüchtlingshelferin. „Und Premier Milanovic wird sie weitergehen lassen. Gestern war noch alles anders, aber heute hat er Fuck Schengen!‘ gesagt“, meint die schmale, rothaarige Frau. „Fuck Schengen“ heißt übersetzt, dass Milanovic so schnell wie möglich die Flüchtlinge loswerden will.

Zoran Milanovic stellt am Tag Zwei, nachdem erstmals Flüchtlinge nach Kroatien kommen, bereits fest: „Wir haben gezeigt, dass wir Herz haben, nun müssen wir uns besinnen, dass wir auch ein Hirn haben.“ Man könne die kroatische Grenze „physisch“ nicht schließen, sagt der Premier. Tatsächlich kommen die Flüchtlinge, obwohl Kroatien alle sieben Grenzübergänge nach Serbien am Freitag geschlossen hat, über die Felder, die Wiesen und die Wälder nach Kroatien. Milanovic betont am Freitag nochmals, dass Kroatien nur ein Transitland für die Flüchtlinge sein könne. Er beruft sich auf die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, als er davon spricht, dass die Dublin-Regeln nicht mehr gelten würden. Die indirekte Schlussfolgerung von Milanovic: Also könne Kroatien einfach die Flüchtlinge Richtung Slowenien schicken.

Zurück nach Ungarn

Auch die Lage an der kroatisch-ungarischen Grenze ist äußerst angespannt. In den kleinen Ort Beli Manastir auf der kroatischen Seite kommen nun jene Flüchtlinge, die an der serbisch-ungarischen Grenze seit drei Tagen nicht mehr weiterkönnen, weil Ungarn die Grenze dicht gemacht hat. Ungarn will nun auch einen Grenzzaun entlang der ungarisch-kroatischen Grenze bauen. Seit Donnerstag sind tausende Menschen auf einmal in Beli Manastir angekommen. Nun lagern Syrer, Iraker und Afghanen zwischen den Apfelbäumen, in den Vorgärten, auf den Straßen. Sie wollen eigentlich nur schnell weg von hier.

Und die kroatische Regierung, die das auch will, schickt Busse. Manche allerdings, berichten Augenzeugen, fahren nicht nach Zagreb, sondern bringen hunderte Flüchtlinge wieder in Richtung Ungarn. Wie die die Internetzeitung „24.hu“ berichtete, fuhren am Freitagnachmittag rund 20 Busse und Züge mit Flüchtlingen zur ungarischen Grenze. Dort warteten auf der ungarischen Seite des Grenzübergangs Beremend bereits Busse der Budapester Verkehrsbetriebe, in die die Flüchtlinge einstiegen.

Allerdings waren diese Flüchtlingstransporte offenbar nicht zwischen den beiden EU-Nachbarn koordiniert. „Ohne jegliche Absprache sind 1000 Migranten mit dem Zug nach Magyarboly gebracht worden“, sagte Ungarns Regierungssprecher Zoltan Kovacs am späten Freitagabend im ungarischen Grenzort Beremend. Die 40 kroatischen Polizisten, die den Zug begleiteten, seien entwaffnet, der Zugführer festgenommen worden, fügte der Sprecher hinzu. Von einer erneuten Öffnung der ungarischen Grenze, wie viele Medien behaupteten, kann offensichtlich nicht die Rede sein. (mit dpa)

Offensichtlich schickt Kroatien Hunderte Flüchtlinge wieder nach Ungarn wie hier an der Grenze bei Beremend. Dort steigen sie dann in ungarische Busse um. REUTERS/
Offensichtlich schickt Kroatien Hunderte Flüchtlinge wieder nach Ungarn wie hier an der Grenze bei Beremend. Dort steigen sie dann in ungarische Busse um. REUTERS/

© Bernadett Szabo/Reuters

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