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Eisige Temperaturen. Viele Flüchtlinge leiden unter dem Wintereinbruch.

© Yannis Behrakis/Reuters

Flüchtlingsnot in Griechenland: Überwintern in einfachen Zelten

In Griechenland leiden die vielen Flüchtlinge in überfüllten Lagern. Und jetzt kommt auch noch die Kälte dazu. Die Regierung wirkt unvorbereitet.

Gedacht war sie einmal zur Abschreckung der Türkei, jetzt dient sie vorübergehend als Wetterhütte: Knapp 500 Flüchtlinge soll die „Lesvos“ aufnehmen, ein Transportschiff der griechischen Marine, das im Kriegsfall Panzer und Truppen anlanden muss. Am Mittwochnachmittag traf die „Lesvos“ auf ebender Insel ein, die bei dem Namen des Schiffes Pate stand. Tausende Flüchtlinge waren auf Lesbos von der Kältewelle der vergangenen Tage überrascht worden. Die griechische Regierung offenkundig auch.

Migrationsminister Yiannis Mouzalas, ein Mitbegründer der NGO Ärzte der Welt, steht nun erneut in der Kritik. Dieses Mal wegen unzureichender Vorbereitungen auf den Schnee- und Eissturm. 53.000 Flüchtlinge sitzen derzeit auf dem griechischen Festland fest, 14.600 Menschen sind auf fünf Inseln der Ostägäis interniert – die meisten auf Lesbos.

Mouzalas schien nicht korrekt unterrichtet worden zu sein, als er am Donnerstag vergangener Woche noch angab, sein Ministerium habe erfolgreich die Vorkehrungen für die Überwinterung abgeschlossen. Keine Flüchtlinge seien mehr der Kälte ausgesetzt, behauptete Mouzalas. Dann aber begannen in den sozialen Medien die Videos über frierende Flüchtlinge und schneebedeckte, windschiefe Zelte zu kursieren. Auf Lesbos gibt es nach Schnee nun reichlich Regen.

In Hotelzimmer untergebracht

Sehr viel besser wurde die Lage der Menschen dort nicht. „Wenn der Schnee weg ist, bleibt das größte Problem: die Überbelegung der Lager auf den Inseln“, sagt Roland Schönbauer, der Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks in Griechenland. Die Lösung müsse auch aus Europa komme. Würden Personalzusagen an die europäische Asyl-Hilfsbehörde Easo erfüllt, ginge auch die Bearbeitung der Asylanträge schneller voran. Flüchtlinge könnten dann auf das Festland verlegt werden.

Die Zelte der Vereinten Nationen bieten kaum Schutz gegen Schnee und Kälte.
Die Zelte der Vereinten Nationen bieten kaum Schutz gegen Schnee und Kälte.

© Petros Tsakmakis/Reuters

6160 Migranten meldete der Krisenstab der griechischen Regierung am Mittwoch in seinem Tagesbericht aus Lesbos. Das sind fast doppelt so viele Flüchtlinge, wie auf der Insel offiziell in Lagern und in anderen Einrichtungen des UNHCR und von NGOS untergebracht werden können. Dreimal mehr Flüchtlinge als Plätze gibt es auf Chios und Samos, doppelt überbelegt sind auch die Lager auf Kos.

Zu Wochenbeginn hatte das UNHCR auf Lesbos gemeinsam mit einer griechischen NGO 130 von der Kälte besonders hart betroffene Flüchtlinge aus dem überfüllten Lager Moria in Hotelzimmern untergebracht. Einfach war das nicht. Der Präsident der Hoteliervereinigung auf der Insel hatte seinen Branchenkollegen in einem Schreiben empfohlen, die Türen für Flüchtlinge geschlossen zu halten.

Beheizte Zelthallen sollen Not lindern

Moral hin oder her, die Vermietung der Zimmer löse das Flüchtlingsproblem auf der Urlauberinsel auch nicht, argumentierte Perikles Antoniou. Dabei stehen die Hotels auf Lesbos und den anderen Flüchtlingsinseln in der Ägäis im Winter ohnehin leer, wenn sie nicht gerade von Frontex-Polizisten und den vielen Helfern gebucht werden.

Beheizte Zelthallen sind nun im Lager Moria aufgestellt worden. Zumindest Familien mit Kindern müssen nicht mehr im Freien kampieren. Auch auf dem Festland, wo die Schneefälle im Norden und in Zentralgriechenland anhalten, will das Migrationsministerium nach Angaben von Mitarbeitern am Mittwoch jetzt alles im Griff haben. Wer nicht in einen Wohncontainer oder einen anderen solideren Bau umziehen wollte, habe ein Heizgerät erhalten.

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