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Update

Israel: US-Luftfahrtbehörde hebt Flugverbot nach Tel Aviv wieder auf

Amerikanische Airlines dürfen den Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv wieder anfliegen. Das hat die US-Luftfahrtbehörde entschieden. Die deutschen Fluggesellschaften werden den Airport auch am Donnerstag meiden.

Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat das Flugverbot für amerikanische Fluggesellschaften nach Tel Aviv wieder aufgehoben. Der Ben-Gurion-Flughafen in Israel dürfe seit 05.45 Uhr (MESZ) am Donnerstag wieder angeflogen werden, teilte die Behörde am Mittwochabend (Ortszeit) auf ihrer Webseite mit. Man werde die Situation im Auge behalten und nötigenfalls Maßnahmen ergreifen. Das Verbot war mit den Raketenangriffen aus dem Gazastreifen begründet worden.

Wie geht es bei den deutschen Fluggesellschaften weiter?

Air Berlin und die Airlines der Lufthansa-Gruppe werden auch am Donnerstag alle Flüge nach Israel streichen. Beide Fluggesellschaften betonten, sie bewerteten die Sicherheitslage in enger Abstimmung mit den verantwortlichen Behörden kontinuierlich. „Zum jetzigen Zeitpunkt liegen keine ausreichend belastbaren, neuen Informationen vor, die eine Wiederaufnahme des Flugbetriebes rechtfertigen würden“, hieß es bei der Lufthansa.

Passagieren, die von entsprechenden Flugstreichungen bei der Lufthansa- Gruppe, zu der auch Germanwings, Austrian Airlines, Brussels Airlines und Swiss gehören, können kostenlos umbuchen oder sich den Reisepreis erstatten lassen, teilte der Konzern mit. Bei Air Berlin können Betroffene ihren Flug ebenfalls kostenlos stornieren oder auf andere Tel Aviv-Flüge bis zum 31. August umbuchen. Pauschalreisende wurden aufgefordert, ihren Reiseveranstalter zu kontaktieren. Vom Auswärtigen Amt gab es weiterhin nur eine Reisewarnung für den Gazastreifen. Dagegen warnt das US-Außenministerium auch vor Reisen nach Israel.

Was bewirkt die Absage von Flügen ausländischer Airlines nach Tel Aviv in Israel?

Die israelischen Fluggesellschaften El Al, Arkia und Israir bewältigen in normalen Zeiten rund ein Drittel des Flugverkehrs von und nach Israel, die ausländischen Gesellschaften also rund zwei Drittel. Deshalb war das Flugverbot für Israels Touristikbranche ein schwerer Schlag.

Am Mittwoch hatten fast alle westlichen Fluggesellschaften mit Ausnahme von British Airways ihre Flüge nach Israel gestrichen. Auf dem Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv starteten und landeten fast nur Maschinen der israelischen Gesellschaften sowie von Airlines aus Russland und der Ukraine. Die El-Al-Flüge von und nach Berlin-Schönefeld, Frankfurt am Main und München verkehrten planmäßig. „In Anbetracht der Offensive im Gazastreifen“ wies die El Al aber auf ihrer Website darauf hin, dass Tickets für Israel-Flüge bis 25. Juli kostenlos um bis zu sechs Monate umgebucht werden können.

Die drei großen amerikanischen Fluggesellschaften Delta und US Airways (je 7) sowie United (14) fliegen Israel wöchentlich nur insgesamt 28 Mal an. Denn hauptsächlichsten Schaden bewirken deshalb die Ausfälle der Europäer mit der Lufthansa, AirFrance, Easyjet und Swiss an der Spitze. Allerdings kommen in der Glutofenhitze der Sommermonate nur relativ wenige Touristen nach Israel, größtenteils Juden aus den USA und Frankreich, aber auch aus Osteuropa und Asien.

Gibt es einen Einbruch in der Tourismusbranche durch den militärischen Konflikt?

Der Präsident einer israelischen Hotelkette meldet eine Bettenauslastung von nur 50 Prozent, die Hotelbranche insgesamt spricht gar von nur 30 Prozent. Die weitaus meisten Hotelgäste derzeit sind zudem Inländer, bringen also keine Devisen ins Land. Sie bleiben in Israel, weil Vater oder Sohn mobilisiert wurde oder weil sie aus den am meisten gefährdeten Gebieten geflüchtet sind. Deshalb sind die Hotels in Eilat am Roten Meer und im Landesnorden noch am besten besetzt.

Die Tourismusbranche befürchtet – auf Grund bitterer Erfahrungen mit den letzten Gaza-Kriegen – mittelfristig einen totalen Zusammenbruch. Das Jahr 2014 wird abgeschrieben, denn im Sommer sollten die Bestellungen für den Herbst und die Weihnachtszeit einlaufen – und nichts rührt sich. Verzweifelt versucht man Reiseunternehmer im Ausland dazu zu bewegen, ihre Israel-Angebote nicht einfach zu kippen oder aus den Katalogen zu entfernen. Der Erfolg ist mäßig.

Doch auch die israelische Landwirtschaft leidet unter dem Krieg. Die in unmittelbarer Nähe zum Gazastreifen gelegenen Ortschaften leben größtenteils von der Agrarwirtschaft, und jetzt ist eigentlich Ernte-Hochsaison. Doch diese Ortschaften sind fast menschenleer. Der Angriff von zwei Terror-Kommandos durch einen Tunnel nahe eines Kibbuz hat auch noch die letzten Mutigen in den Norden vertrieben. Auf den riesigen Gemüsefeldern und in den Obstplantagen verbrennen die überreifen Früchte in der sengenden Sonne. Die Verluste der Bauern, die durch den Staat niemals hundertprozentig ersetzt werden, belaufen sich auf hunderte Millionen Schekel.

Und seit Mittwochmorgen droht der Kollaps. Beim dritten zivilen Todesopfer in Israel handelte es sich nämlich um einen Thailänder, der von einer Mörser-Granate getroffen wurde. Das gleiche geschah vor ein paar Jahren. Damals ordnete Thailand die Heimkehr aller landwirtschaftlichen Gastarbeiter an. Und ohne thailändische Erntehelfer geht in Israels Agrarwirtschaft überhaupt nichts.

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