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Flughafen BER: Die offenen Baustellen

Am künftigen Hauptstadtflughafen sind offenbar größere bauliche Veränderungen notwendig. Sind die Probleme noch lösbar – oder aufgebauscht?

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Horrorszenarien sehen bereits den Teil- oder sogar vollständigen Abriss des Terminals am BER vor, um eine Inbetriebnahme irgendwann doch noch zu ermöglichen. Der seit 1. August 2012 amtierende Technik-Geschäftsführer Horst Amann, der auch für den Ausbau zuständig ist, hat eine Liste von Mängeln zusammengestellt, die diesen Schluss nahelegen. Doch die meisten der Probleme waren bereits bekannt und gelten als lösbar – auch bei der Entrauchungsanlage.

Selbst beim jetzt neu gestreuten Problem mit angeblich nicht isolierten Hauptleitungen zu Kühlelementen in den Decken weisen Fachleute Amanns Ängste zurück. Die Zuleitungen seien so temperiert, dass kein Kondenswasser entstehen kann. Demnach sei eine Dämmung nicht zwingend vorgeschrieben und auch nicht üblich, sagen die Fachleute. In offenen Schächten seien die Leitungen dagegen wie vorgeschrieben isoliert.

Umgebaut werden muss auf jeden Fall die Entrauchungsanlage. Aber nur an vier Stellen. Statt einer geschossübergreifenden Abführung der Rauchgase müssen diese dort geschossweise ins Freie transportiert werden. Noch funktioniert auch die Steuerung der Entrauchungsanlage nicht. Hier fehle eine abschließende Planung, bemängeln die beteiligten Firmen Bosch und Siemens. Die eingebauten Einzelkomponenten funktionierten jeweils; beim Zusammenspiel hapert es jedoch. Probleme gibt es auch bei der Entrauchung in der Gepäckausgabehalle sowie in Betriebsräumen. Eine Lösung hat auch Amann bisher nicht vorgelegt. Nachgebessert werden muss auch die Türüberwachung, da seien „einige Punkte“ noch offen, heißt es am Flughafen. Ein Gutachter-Bericht liege vor. Bei den Sprinkleranlagen sei die Nachrüstung weitgehend abgeschlossen; es fehlten aber noch zwei Berechnungen zum Nachweis der Funktion.

Zu den offenen Baustellen zählt auch das Lan-System, das die meisten Anlagen des Flughafens drahtlos steuern soll. Teilweise müssen auch Deckenhohlräume saniert werden. Für die nachträglich angebauten Pavillons, die zusätzliche Schalter und Kontrollstellen aufnehmen sollen, ist nach Angaben aus dem Flughafen die Ausführungsplanung immer noch nicht vollständig. Zudem gibt es weiter „genehmigungstechnische Defizite“, zum Beispiel durch abgelaufene Zulassungen für prüfpflichtige Bauteile. Auch fehlen noch einzelne sogenannte Verwendbarkeitsnachweise der Firmen.

In einem Sachstandsbericht der Flughafengesellschaft heißt es dazu, mit den nun gewonnenen Erkenntnissen seien umfangreiche Umplanungen und Umprogrammierungen der Steuerung beziehungsweise Umbaumaßnahmen auch an den Entrauchungsanlagen unumgänglich. Deshalb könne der Flughafen nicht, wie zuletzt geplant, am 27. Oktober in Betrieb gehen. Es sei „vertiefend zu prüfen“, ob die Grundlagen für eine Inbetriebnahme noch gelten oder ob ein vollständiger Umbau „auf den Genehmigungszustand“ unumgänglich sei. Eine Kostenschätzung dazu gebe es noch nicht. Ein neuer Termin könne „zeitnah“ nicht genannt werden.

Bei der Genehmigungsbehörde seien bisher rund 300 Änderungsanträge eingegangen, beklagte der zuständige Landrat von Dahme-Spreewald, Stephan Loge (SPD), gegenüber dpa. Und die Mängel füllten ganze Aktenordner. Die Linke im Bundestag hält die gesamte Planung für den BER-Flughafen für überdimensioniert – und fordert einen „geordneten Rückbau“. Dafür seien auch weitere Verschiebungen des Eröffnungstermins hinzunehmen. Die angepeilten Kapazitätsgrenzen seien zu weit gesetzt. Maximal solle der Airport für 30 Millionen Passagiere pro Jahr ausgelegt werden.

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