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Flugzeug-Anschlag: Detroit-Attentäter muss vor Gericht

Versuchter Mord in 289 Fällen, versuchter Gebrauch einer Massenvernichtungswaffe: Der Nigerianer Abdulmutallab ist nun offiziell angeklagt. Ihm droht lebenslange Haft.

Die Grand Jury eines Bundesgerichts in Detroit hat offiziell Anklage gegen den 23-jährigen Umar Faruk Abdulmutallab erhoben. Demnach muss er sich in sechs Punkten verantworten, darunter wegen des fehlgeschlagenen Bombenangriffs, versuchten Mordes an 289 Fluggästen und Crew-Mitgliedern sowie des versuchten Gebrauchs einer Massenvernichtungswaffe. Schon der letzte Punkt könnte ihm im Fall eines Schuldspruchs lebenslange Haft einbringen.

Der junge Nigerianer soll ferner wegen vorsätzlichen Versuchs der Zerstörung eines Flugzeuges und wegen der gezielten Platzierung von Sprengstoff an Bord zur Rechenschaft gezogen werden. Die beiden letzten Anklagepunkte beziehen sich auf den "Besitz und die Verwendung von Sprengstoff zwecks Begehens einer Gewalttat".

Der Prozesstermin steht noch nicht fest. Zunächst stehen eine Reihe von gerichtlichen Anhörungen an, die erste davon voraussichtlich an diesem Freitag.

US-Justizminister Eric Holder sagte, die Ermittlungen gingen in schnellem Tempo voran. Sie seien global und hätten bereits wertvolle geheimdienstliche Erkenntnisse erbracht. Holder kündigte zugleich an: "Jeder, der sich als verantwortlich für diese Attacke herausstellt, wird mit jedem unserer Regierung zur Verfügung stehenden Mittel, militärisch oder zivilrechtlich, zur Verantwortung gezogen."

Der aus Nigeria stammende Abudulmutallab soll am ersten Weihnachtstag versucht haben, auf dem Flug von Amsterdam nach Detroit eine Delta/Northwest-Passagiermaschine in die Luft zu sprengen. Den Sprengstoff soll er in seiner Unterwäsche eingenäht an Bord geschmuggelt haben. Der Anschlag konnte in letzter Minute verhindert werden, Passagiere und Besatzungsmitglieder überwältigten den Mann. Die Tat hatte eine weltweite Sicherheitsdebatte ausgelöst. In den USA sind die Kontrollen für Fluggäste deutlich verschärft worden.

Wie die Zeitung Los Angeles Times derweil berichtet, waren die US-Grenzbehörden darüber informiert, dass der mutmaßliche Extremist auf dem Weg nach war. Wie die Online-Ausgabe der Zeitung am Mittwochabend berichtete, entdeckten Beamte den Namen Abdulmutallabs auf einer Liste des Zoll- und Grenzschutzes – allerdings erst, nachdem er an Bord der Maschine gegangen war. Sie hätten den Mann in Detroit erwartet, um ihn nach der Landung zu verhören. "Sie hätten eine Entscheidung treffen können, ihn vom Betreten des Flugzeugs abzuhalten", sagte ein US-Beamter.

Die Zeit, um einen mutmaßlich gefährlichen Passagier vor dem Boarding zu enttarnen, sei jedoch beschränkt, sagte der ranghohe Vertreter des Heimatschutzes der Zeitung. Eine eingehende Überprüfung beginne erst, wenn die Flugdaten vorlägen, also wenige Stunden vor dem Start. Wenn die Geheimdiensterkenntnisse über Abdulmutallab früher vorgelegen hätten, wäre er möglicherweise noch vor dem Abflug verhört worden, sagte der Beamte.

Ein Mitarbeiter der Regierung von Präsident Barack Obama wies dies zurück. Es habe – wie bereits bekannt – mehrere Informationen über Abdulmutallab an verschiedenen Stellen des US-Sicherheitsnetzes gegeben, die aber nicht zusammengebracht worden seien. "Es gab aber keine neue Information, als das Flugzeug in der Luft war."

Der Nigerianer soll während seines Aufenthalts im Jemen Kontakt zu einem radikal-islamischen Prediger aus den USA gehabt haben. Die jemenitischen Sicherheitsbehörden teilten mit, der 23-jährige Afrikaner habe sich mit dem Kleriker Anwar al-Awlaki getroffen. Der amerikanische Staatsbürger wird auch mit dem Amoklauf eines Militärpsychiaters auf einem Armeestützpunkt in Texas in Verbindung gebracht. Er soll bei einem Luftangriff auf al-Qaida-Extremisten im vergangenen Monat ums Leben gekommen sein.

Der Jemen steht seit dem vereitelten Anschlag verstärkt im Fokus der Terror-Fahnder. Der al-Qaida-Zweig in dem verarmten arabischen Land hatte sich zum Attentatsversuch bekannt und mit weiteren Anschlägen gedroht. Der 23-Jährige soll den Ermittlern zufolge eingeräumt haben, Ausbildung und Sprengsatz von der Gruppe erhalten zu haben.

Unterdessen kam es zu einem weiteren Zwischenfall im US-Luftverkehr. Ein Flugzeug der Gesellschaft Hawaiian Airlines musste etwa eine Stunde nach ihrem Start auf dem Weg nach Hawaii umgeleitet werden. Wie der Nachrichtensender KCBS berichtet, sei die Maschine mit 231 Passagieren an Bord – eskortiert von zwei Kampfjets – sicher an den Startflughafen Portland zurückgekehrt.

Grund für die Umkehr war offenbar ein "verdächtiger Passagier". Bei der Durchsuchung seien keine Waffen oder Sprengstoff gefunden worden, hieß es. Der Passagier wurde in Gewahrsam genommen. Einzelheiten über sein Verhalten oder die Verdachtsmomente, die zu der Umkehr der Maschine führten, wurden zunächst nicht bekannt.  

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters, AFP

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