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Kita geschlossen. Das könnte bald noch sehr häufig passieren, so die Ankündigung des Verdi-Chefs.

© Marijan Murat/dpa

Frank Bsirske warnt vor "scharfer Konfrontation": Lange Kita-Streiks nach Ostern möglich

Familien in ganz Deutschland müssen sich möglicherweise auf wochenlange Streiks in den Kitas einstellen. Laut Verdi-Chef Bsirske sind die Differenzen noch größer als vor den zwölf-wöchigen Streiks 2009.

Verdi-Chef Frank Bsirske beklagte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, die kommunalen Arbeitgeber lehnten eine bessere Bezahlung für Erzieher schlicht ab und leugneten jeglichen Handlungsbedarf. „Wenn die Arbeitgeberseite diese Haltung weiter verfolgt, steuern wir auf eine scharfe Konfrontation zu.“ Derzeit seien die Tarifpartner weiter auseinander als bei Verhandlungen im Jahr 2009. Und damals, so betonte Bsirske, sei zwölf Wochen lang gestreikt worden.

Für die Zeit nach Ostern haben die Gewerkschaften Verdi und GEW bereits wieder Ausstände in Kitas, Behindertenwerkstätten und Jugendhilfe-Einrichtungen angekündigt. Die nächsten Gespräche sind für den 9. April angesetzt.   Die Gewerkschaften fordern eine bessere Eingruppierung und damit eine höhere Bezahlung der bundesweit rund 240 000 Kinderpfleger, Erzieher und Sozialarbeiter in kommunalen Einrichtungen. Verdi spricht von einer Einkommensverbesserung von rund zehn Prozent. Indirekt sollen von einem Tarifergebnis auch die mehr als 500 000 Beschäftigten bei freien und kirchlichen Trägern profitieren, da Tarifverträge hier übernommen werden oder als Orientierung dienen. Die Vereinigung Kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA) hat pauschale Erhöhungen wiederholt zurückgewiesen.

"Das können wir uns gesellschaftlich nicht leisten"

Dabei seien die pädagogischen Anforderungen im Sozial- und Erziehungsdienst in den vergangenen Jahren signifikant gestiegen, sagte Bsirske. Erzieher müssten Bildungspläne für jedes Kind aufstellen, Eltern- und Integrationsarbeit leisten. „Dieser Bereich wird wichtiger für die frühkindliche Bildung, für die Chancenentwicklung, für die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund, für die Inklusion.“ Das Argument fehlender Finanzen bei den kommunalen Arbeitgebern will Bsirske nicht gelten lassen. Die Steuereinnahmen von Bund, Ländern und Kommunen seien deutlich gestiegen - und das setze sich nach allen Prognosen in den nächsten Jahren fort. „Wenn wir solche Argumente in dieser Situation akzeptierten, könnten wir uns mit der Aufwertung der sozialen Berufe gleich auf zwei bis drei Jahrzehnte vertagen. Das können wir uns gesellschaftlich nicht leisten“, sagte der Verdi-Chef. Die sozialen Berufe müssten dringend attraktiver gemacht werden, forderte Bsirske. Derzeit hätten die Erzieherberufe mit ihrer langen Ausbildung und der hohen Teilzeitquote wenig Reiz. Gleichzeitig steige aber die Konkurrenz um qualifizierten Nachwuchs. „So sorgt man nicht für die nötige Attraktivität des Berufsfelds“, kritisierte Bsirske. Stattdessen seien Erzieher „konfrontiert mit dem eingebauten Zwang zum Zweitjob“. (dpa)

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