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Frankreich: Buhlt Sarkozy um Anhänger von Le Pen?

Gut eine Woche vor der französischen Präsidentenwahl muss sich der Konservative Nicolas Sarkozy gegen Vorwürfe wehren, er setze auf die Unterstützung des Rechtsextremen Le Pen.

Paris - Sarkozys liberaler Rivale François Bayrou warf ihm "gezielte und wiederholte Ausrutscher" vor, um sich Le Pens Front National (FN) anzunähern. Der sozialistische Ex-Premier Michel Rocard forderte eine Allianz zwischen seiner Parteifreundin Ségolène Royal und Bayrou, um die Wahl Sarkozys und "die Koalition zwischen Nicolas Sarkozy und Jean-Marie Le Pen" zu verhindern. Ein Sarkozy-Vertrauter regte eine Wahlrechtsreform an, die der FN zugute käme.

Sarkozys rechte Hand, Brice Hortefeux, schlug vor, 60 der 577 Sitze in der Nationalversammlung per Verhältniswahlrecht zu bestimmen. Von dieser Änderung würde die rechtsextreme FN profitieren. Der FN-Chef Le Pen sagte, dies komme "Brosamen" gleich, "die man zum Ende des Wahlkampfs gibt". Die FN käme damit gerade einmal auf zehn Sitze. Nach einer vorübergehenden Änderung des Wahlrechts war die FN nur 1986 bis 1988 mit 35 Abgeordneten in Fraktionsstärke im Parlament vertreten gewesen.

Le Pen-Wähler könnten für Sarkozy wahlentscheidend werden

Sarkozys Wahlkampfsprecher sprachen von einer "persönlichen Überlegung" von Hortefeux, die den Kandidaten "in keiner Weise" binde. Sarkozy versprach im Falle eines Wahlsieges, in einer neuen Regierung keine Minister der FN aufzunehmen. "Das ist ausgeschlossen", sagte der Konservative dem "Figaro Magazine". Bayrou sagte dazu, wenn Sarkozy ausdrücklich sagen müsse, dass er keine FN-Minister ernennen werde, "belegt das, dass er Hintergedanken hat". Der Konservative versuche seit Monaten, sich der FN anzunähern, sagte er dem TV-Sender France 2. Dies bereite vielen Anhängern der Republik Sorge.

Für Sarkozy könnten FN-Wähler in der Stichwahl der beiden Bestplatzierten der ersten Runde wichtig werden, wenn Le Pen ausscheidet. Laut Umfrageinstituten ist mindestens ein Drittel von ihnen bereit, dann für Sarkozy zu stimmen.

Verbünden sich Bayrou und Royale gegen Sarkozy?

Bayrou warf Sarkozys gezielte Ausrutscher vor, um sich Le-Pen-Wähler gewogen zu machen. So ließen die Aussagen zur Nazi-Vergangenheit "schaudern". Damit schiebe der Konservative die Verbrechen Hitlers allein den Deutschen zu. Sarkozy hatte unter anderem gesagt, das im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen besetzte Frankreich müsse angesichts seiner Geschichte nicht erröten. Sein Volk habe "keinen Völkermord begangen" und "nicht die Endlösung erfunden".

Ex-Premierminister Rocard schrieb in einem Beitrag für die Pariser Zeitung "Le Monde" vom Samstag, Royal und Bayrou sollten sich noch vor dem ersten Wahlgang am 22. April verbünden und mit vereinten Kräften die Wahl Sarkozys verhindern. "Isoliert" hätten weder Liberale noch Sozialisten "irgendeine Chance, die Koalition zwischen Nicolas Sarkozy und Jean-Marie Le Pen zu schlagen", schrieb Rocard, der die Regierung in Paris 1988 bis 1991 geführt hatte.

Der jetzige Europaabgeordnete sprach sich für eine Art Ampelkoalition aus: Vereint mit den französischen Grünen, bildeten die "sozialdemokratische Linke und das demokratisch-soziale Zentrum eine Mehrheit im Lande". Innerhalb von zwei Wochen könne daraus eine Mehrheit entstehen. Die Sozialisten und Bayrous Zentrumspartei UDF hätten bei den drängendsten Themen ähnliche Prioritäten und dieselben Werte, betonte Rocard. (tso/AFP)

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