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Frankreich: Chirac aus Klinik entlassen

Eine Woche nach seiner Aufnahme ins Krankenhaus wegen eines leichten Schlaganfalls ist der französische Präsident Jacques Chirac am Freitag in den Élyséepalast zurückgekehrt.

Paris (09.09.2005, 14:07 Uhr) - Begleitet von seiner Frau Bernadette und Ärzten kam Chirac zu Fuß zum Tor der Pariser Militärklinik Val-de-Grâce, um die dort wartenden Journalisten zu begrüßen. Er fühle sich «in sehr guter Form», doch die Ärzte hätten ihm geraten, «eine Woche lang vernünftig zu sein», sagte Chirac. «Ich werde so weit wie möglich vernünftig sein. Ich bin diszipliniert.» Beobachter werteten dies als Hinweis darauf, dass Chirac nicht wie geplant am Dienstag zum UN-Reformgipfel nach New York fliegen wird.

Der 72-Jährige schüttelte Hände wartender Journalisten und ging kurz zu einigen Anhängern, die ihn mit «Chirac, Chirac»-Rufen empfingen. Er antwortete aber auf keine Frage. Zu seinem Klinikaufenthalt sagte der Präsident lediglich: «Sie kennen die Gründe sehr genau. Ich werde nicht darauf zurückkommen.» Chirac zeigte sich «schwer beeindruckt von der technischen und menschlichen Qualität» des Krankenhaussystems.

Chirac war am vergangenen Freitag wegen einer mit Kopfschmerzen verbundenen Sehstörung in das Krankenhaus gebracht worden. Weil es seit Montag kein Ärztebulletin gab und Chirac weder zu hören noch zu sehen war, wurde über die Schwere seiner Erkrankung spekuliert. Die Presse vermerkte, dass kein früherer Präsident die Öffentlichkeit jemals korrekt über Erkrankungen informiert habe.

Regierungspolitiker versicherten, Chirac sei voll arbeitsfähig. Allerdings gilt eine Flugreise nach der Behandlung einer Blutung im Gehirn wegen der Druckunterschiede als riskant. In Paris hält man es daher für sehr wahrscheinlich, dass Chirac sich beim UN-Gipfel von Premierminister Dominique de Villepin vertreten lässt. Chirac hatte monatelang auf diesen Termin hingearbeitet. Er wollte den UN-Gipfel als Bühne nutzen, um für seinen Plan einer Flugticketsteuer zur Finanzierung der Entwicklungshilfe zu werben.

Für den Chirac-Vertrauten Villepin wäre der Auftritt in New York eine weitere Chance, sich als Kandidat für die Präsidentenwahl 2007 zu profilieren. Bereits mit seinem Auftritt als Außenminister im UN- Sicherheitsrat vor dem Irak-Krieg Anfang 2003 hatte Villepin in Frankreich viele Sympathien gewonnen. Chirac gilt nach seinem Klinikaufenthalt im Rennen um die Präsidentenwahl als ausgeschieden. Villepin konkurriert mit Innenminister Nicolas Sarkozy um die Kandidatur. (tso)

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