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Hollande (links) besucht Cameron in Großbritannien.

© Reuters

Frankreich/Großbritannien: Ein Korb von Hollande

London und Paris streiten über die EU und die Wirtschaft. Das belastete auch den Besuch von Francois Hollande bei David Cameron. Die Journalisten interessierte ohnehin vor allem ein Thema: Wo ist Hollandes neue Freundin?

Frauen wurden verbannt – das war das Mindeste an diplomatischer Höflichkeit, das Großbritanniens Premier David Cameron für seinen französischen Gast François Hollande tun konnte. Der Präsident war von einem riesigen Trupp französischer Journalisten begleitet, als er zum ersten anglo-französischen Gipfel seit Jahren auf dem britischen Luftwaffenstützpunkt Brize Norton landete. Aber die Journalisten waren weniger an der britisch-französischen Sicherheitskooperation interessiert, dem unkontroversen Gipfelschwerpunkt, als am Auftreten ihres Präsidenten, der nun ohne „First Lady“ auskommen muss.

Die entscheidende Frage kam von einem englischen Journalisten – und wurde ignoriert: Ob Hollande gerne seine neue Freundin Juliet Gayet nach England mitgebracht hätte. Cameron lud den Präsidenten danach zum Lunch in sein „local“ Pub ein. Im „Swan“ in Swinbrook, einem der vornehmsten Gastropubs im Lande, wurde die kniffligste Frage besprochen: Was Hollande von Camerons Wunsch nach EU-Reformen hält. Nirgends klafft die Lücke zwischen Frankreich und Großbritannien so weit auseinander wie bei Camerons Forderung grundlegender EU-Reformen vor dem britischen Referendum 2017.

Bei der Pressekonferenz erteilte Hollande Cameron öffentlich eine klare Abfuhr: Das sei für Frankreich „keine Priorität“. Der Elysée-Palast hatte Journalisten präpariert. Camerons Zeitplan sei unrealistisch. Es werde EU-Vertragsreformen geben, aber später. 2017 sind französische Präsidentschaftswahlen. Das Letzte, was Hollande brauchen kann, ist ein Referendum über EU-Vertragsänderungen.

Cameron konnte von Glück sagen, dass Hollande die Reise nicht abgesagt hat. Monatelange Frotzeleien der britischen Presse galten nicht nur dem Liebesleben Hollandes, mehr noch seiner Wirtschaftspolitik. Frankreichs Presse führte dafür sogar ein angelsächsisches Wort ein: „Le French bashing“. Cameron selbst rollte den sprichwörtlichen „roten Teppich“ für Flüchtlinge vor Hollandes Hochsteuerpolitik aus. Tory-Parteisekretär Grant Shapps schrieb, Hollande habe die französische Wirtschaft „in den Sand gefahren“ – und warnte, Labour mit ähnlichen Plänen zu wählen. Als die Bankerzeitung City AM das „gescheiterte sozialistische Experiment“ beschrieb, reagierte der französische Botschafter in London mit einem Zehn-Punkte-Dementi. Seit dem Zwist zwischen Tony Blair und Jacques Chirac um den Irak sind die Beziehungen nicht so frostig gewesen. Als ein französischer Journalist fragte, ob Hollande von Camerons Großbritannien lernen könne, wo die Arbeitslosigkeit gesunken sei und die Wirtschaft wachse, blieb auch diese Frage im Raum stehen.

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