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Hollande winkt Einwohnern zu

© AFP

Frankreich: Hollande in der Ferien-Offensive

Gegner der Homo-Ehe stören einen Besuch des französischen Staatschefs François Hollande in der Provinz. Die Visite des Präsidenten gehört zu einem Arbeitsprogramm, das sich der Präsident mitten in der Ferienzeit auferlegt hat. Die Devise: Bloß nicht den Anschein von Untätigkeit in Zeiten der Krise erwecken.

Frankreich ächzt unter der Krise. Weil viele Franzosen in diesem Jahr mit ihrer Urlaubskasse sparsam umgehen müssen, geht auch François Hollande mit gutem Beispiel voran. Der Präsident garniert die Sommerpause derzeit mit zahlreichen offiziellen Auftritten in der Provinz – damit gar nicht erst der Eindruck aufkommt, das Staatsoberhaupt lasse es sich gutgehen, während seine Landsleute mit den Folgen der weiter steigenden Arbeitslosigkeit zu kämpfen haben. Am Dienstag wurde ein solcher Ferien-Auftritt Hollandes allerdings vom Protest von Regierungsgegnern begleitet.

Hollande hatte sich eine örtliche Arbeitsagentur in La Roche-sur-Yon in der Nähe der Atlantikküste für seinen Besuch ausgesucht, begleitet wurde er bei der Visite von seinem Arbeitsminister Michel Sapin. „Ich bin hier, weil die Arbeitslosigkeit keinen Urlaub macht“, sagte der Staatschef zur Begründung für seinen Arbeitseinsatz mitten in der Ferienzeit. Hollande präsentierte die Arbeitsagentur in dem Städtchen im Département Vendée als Modell, weil sie eine Vereinbarung mit einer Schnellrestaurant-Kette zur Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen abgeschlossen hatte.

Gegner der umstrittenen Homo-Ehe, deren Einführung im April von der Nationalversammlung endgültig beschlossen worden war, versuchten allerdings, den Besuch Hollandes in La Roche-sur-Yon zu stören. Nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP empfingen die Gegner der Homo-Ehe den Präsidenten mit Pfiffen, einige protestierten mit Slogans wie „sozialistische Diktatur“ gegen die gesetzliche Neuregelung.

Allerdings dürfte Hollande sich durch den Protest kaum von seinem Vorhaben abbringen lassen, noch bis zum Ende der Woche den Franzosen in der „France profonde“ – also abseits vom hektischen Pariser Politikbetrieb – seinen Besuch abzustatten. Für Hollandes Regierung hatte am vergangenen Freitag schon der Sommerurlaub begonnen; allerdings müssen sich die Minister diesmal auf vergleichsweise kurze Ferien einstellen: Nach der Ansage Hollandes darf ihr Urlaub nicht länger als zwei Wochen dauern, erwünscht ist ein Aufenthalt in Frankreich, verlangt wird ständige Rufbereitschaft.

Hollande will PR-Desaster des vergangenen Sommers vermeiden

Mit der Ferien-Offensive will Hollande vermeiden, dass in der Öffentlichkeit ähnlich wie im letzten Sommer der Eindruck entsteht, er bleibe trotz des dringenden Reformbedarfs in Frankreich untätig. Im vergangenen Jahr machte Hollande gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Valérie Trierweiler einen längeren Urlaub in der Festung Brégançon und zeigte sich dabei in Badehosen. Die Urlaubsbilder sollten den Eindruck vermitteln, dass die Franzosen nach Hollandes Amtsvorgänger Nicolas Sarkozy, der sich gerne von den Superreichen zum Urlaub einladen ließ, wieder einen ganz „normalen“ Menschen zum Staatschef haben. Doch die Botschaft kam nicht an – im Gegenteil. Nun knüpft Hollande mit seinen ständigen Auftritten selbst während der Ferienzeit an den Aktionismus seines Vorgängers Sarkozy an, der den Franzosen gegen Ende seiner Amtszeit als „Omnipräsident“ zunehmend lästig wurde.

Auch wenn die verkürzten Sommerferien im Kabinett einiges Gegrummel ausgelöst haben, kann Hollande damit argumentieren, dass sich Frankreichs Politikbetrieb angesichts der drängenden Reformvorhaben in diesem Jahr keine lange Sommerpause leisten kann. Als wichtigstes Projekt steht die Rentenreform auf der Agenda, die ab Mitte September im Kabinett behandelt werden soll.

Bei aller Selbstdisziplin will Hollande voraussichtlich am kommenden Montag dann doch für eine Woche gemeinsam mit Valérie Trierweiler in den Urlaub entschwinden – etwas Erholung braucht selbst der Staatspräsident.

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