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Frankreich: Kampf um Bayrou-Anhänger hat begonnen

Die französische Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal hat zwölf Tage vor der Wahl prominente Unterstützung für ein Reformbündnis mit dem Zentrumspolitiker François Bayrou erhalten.

Paris - Der auch von Bayrou geschätzte frühere EU-Kommissionspräsident Jacques Delors stellte sich hinter die von der Sozialistin angestrebte Öffnung zur Mitte. Sicherlich unterstütze er ihren Vorstoß, "sonst wäre ich nicht hier", sagte der Sozialist nach einem Gespräch mit Royal in Paris. In Frankreich wird unterdessen mit Spannung darauf gewartet, ob Bayrou an diesem Mittwoch konkret eine Empfehlung für die Stichwahl zwischen Royal und Nicolas Sarkozy am 6. Mai abgibt.

Auch Italiens Regierungschef Romano Prodi will nach Royals Worten am Freitag in Lyon Schützenhilfe für die Sozialistin leisten. Royal und der konservative Sarkozy werben seit der ersten Wahlrunde am vergangenen Sonntag massiv um Bayrous Wähler der Mitte. Prodi ist auf Bayrous Wellenlänge und meint, ein Bündnis Royals mit Bayrou würde "Klarheit und Ordnung" in Frankreichs politische Landschaft bringen.

Sarkozy: Keine Allianz auf Kosten der eigenen Überzeugung

Sarkozy schart derweil Überläufer aus Bayrous UDF um sich. Bayrou muss sich einer Absetzbewegung seiner Abgeordneten stellen, die wegen der Parlamentswahl im Juni um ihre Sitze bangen. Der Abgeordnete André Santini sagte dem "Figaro", die 29 UDF-Parlamentarier könnten nicht "wie Bayrou bis 2012 (der nächsten Präsidentenwahl) warten". Fünf seien schon bei Sarkozy und zwölf würden bald folgen. Am 6. Mai werde "Bayrou niemanden mehr hinter sich haben". Sarkozy forderte unterdessen seine UMP-Regierungspartei auf, "total mobilisiert zu bleiben". Er hat jede Form von Allianz mit Bayrou abgelehnt, die auf Kosten seiner "Überzeugungen" ginge.

Gemessen am Gesamtergebnis des "linken Lagers" im ersten Wahlgang am Sonntag kann Royal bei der Stichwahl fest mit 37 Prozent der Stimmen rechnen. Sarkozy bekäme mit den Stimmen der nationalen Gruppen 45 Prozent. Über den Ausgang entscheiden also die Wähler Bayrous, die 18,6 Prozent der Stimmen erhalten hatten.

Am Montag hatte Royal Bayrou die Hand zu einem Reformbündnis gereicht. Sie nannte dabei vor allem die Europa- und Umweltpolitik sowie die Stärkung der Oppositionsrechte. Sarkozy hat Wahlanalysen zufolge die stabilere Wählerschaft und kann von einem starken Rechtsruck profitieren. Royal muss auf eine Ablehnungsfront gegen Sarkozy setzen und zudem programmatisch in der Mitte punkten. (tso/dpa)

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