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Frankreich: Ségolène Royal unter Beschuss

Weil sie eine junge Genossin in einer Diskussion abgekanzelt hatte, muss die sozialistische Präsidentschaftsbewerberin Ségolène Royal nun Kritik von allen Seiten hinnehmen.

Paris/Pesaro - Wegen öffentlicher Schelte für eine Jungsozialistin ist Frankreichs Präsidentschaftsanwärterin Ségolène Royal unter Beschuss geraten. Nach Protesten der Sozialisten-Nachwuchsorganisation MJS warf Ex-Wirtschafts- und Finanzminister Dominique Strauss-Kahn seiner Parteifreundin Royal im RTL-Radio vor, sie habe "die Nerven verloren". Dies passiere zwar in der Politik, "vor Parteimitgliedern kommt das aber natürlich seltener vor", sagte Strauss-Kahn, einer von Royals Konkurrenten im Rennen um die Kür zum sozialistischen Präsidentschaftskandidaten im November. Die Zeitung "Le Parisien" berichtete, der MJS-Vorsitzende Razzye Hammadi wolle den Vorfall im Parteivorstand zur Sprache bringen.

Die Jungsozialistin Nolwenn Yven hatte Royal am Sonntag im bretonischen Quimperlé mit der Frage gereizt, ob es im Wahlkampf gegen die Konservativen wegen Royals nicht parteikonformen Äußerungen zur 35-Stunden-Woche noch eine "Spaltung" zwischen links und rechts geben könne. Royal antwortete daraufhin: "Diese Spaltung erscheint unerlässlich. Warum, zweifelst Du daran?" Als Yven nachlegen wollte, unterbrach Royal sie sofort: "Na los, na los - hab' den Mut, Deine Meinung zu sagen. Wenn man jung ist, kann man sich alles erlauben." Als die junge Genossin sich Hilfe suchend zu ihrem Nebenmann wandte, legte Royal nach: "Du brauchst nicht nach der Erlaubnis von dem Jungen neben Dir zu fragen. Du bist eine Frau, Du kannst in vollkommener Freiheit sprechen."

Yven sagte, sie habe sich "ein bisschen gedemütigt" gefühlt. "Ich habe nicht verstanden, warum sie so aggressiv geantwortet hat". Sie wies Vermutungen zurück, sie sei von Royal-Kritikern in der Sozialistischen Partei "manipuliert" worden, um deren bisher aussichtsreichste Bewerberin für die Präsidentschaftskandidatur in Bedrängnis zu bringen. Royal sah sich gezwungen, sich zu entschuldigen. Sie tue dies, wenn Yven sich tatsächlich "gedemütigt fühlt", sagte sie während eines Besuchs in Italien. "Ich bedauere das, weil es nicht mein Ziel war, und ich entschuldige mich deswegen." (tso/AFP)

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