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Szene aus einem Berliner Freibad - in Frankreich käme bis vor kurzem die Polizei.

© dpa

Frankreich setzt Burkini-Verbot aus: Ende des Bekleidungs-Dschihad

Die Burkini-Verbote an französischen Stränden waren eine Farce. Nur gut, dass dieser Bekleidungs-Dschihad nun gerichtlich gestoppt wurde. Die Ressentiments freilich bleiben virulent. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Malte Lehming

Sind Frauen ein Sicherheitsrisiko, die sich im Ganzkörperbadekleid, der Gesicht, Hände und Füße unbedeckt lässt, an den Strand legen? Gefährden sie die öffentliche Ordnung? Wer das bejaht, macht sich lächerlich. Die Burkini-Verbote an französischen Stränden waren eine Farce. Nur gut, dass dieser Bekleidungs-Dschihad nun gerichtlich gestoppt wurde. Die Ressentiments freilich, die zu solch fundamentalistischen Eingriffen in die Grundrechte geführt hatten, sind virulent. Aus Angst vor dem Front National wird die Ausgrenzung von Muslimen zum Programm erklärt. Premierminister Manuel Valls, ein Sozialist, hat das Burkini-Verbot verteidigt, Präsidentschaftsanwärter Nicolas Sarkozy, ein Konservativer, will noch härter durchgreifen und das jetzt schon strikte Kopftuchverbot ausweiten. Der Laizismus wird zum Instrument der Diskriminierung. Was war zuerst da, die Abschottung von Muslimen oder ihre Stigmatisierung? Die Frage ist so müßig wie die nach Henne und Ei. Unstrittig aber sollte sein, dass sich beide Faktoren verstärken: Eine Minderheit, deren Werte angegriffen werden, schottet sich ab. Das wiederum ruft das Misstrauen der Mehrheit hervor. Burkini-Verbote beschleunigen diesen unheilvollen Prozess.

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