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Der sozialistische Präsidentschaftskandidat Francois Hollande.

© Reuters

Frankreich und Deutschland: Blick gen Berlin

Bislang hat Frankreichs sozialistischer Präsidentschaftskandidat Francois Hollande Bundeskanzlerin Angela Merkel vorgeworfen, sein Land unter ein Spardiktat zu zwingen. Doch jetzt schlägt er neue Töne an.

Paris - Der Präsidentschaftskandidat der französischen Sozialisten, François Hollande, will die Beziehungen Frankreichs zu Deutschland auf eine „neue Basis der Gleichheit“ stellen. Im Fall eines Sieges bei der in drei Monaten bevorstehenden Wahl werde er als Erstes zu Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Berlin reisen, erklärte Hollande am Wochenende zum Auftakt seines Wahlkampfs in Paris. Welche konkreten Ziele er mit dem „neuen Freundschaftspakt“ anstrebt, den er anstelle des 1963 von Charles de Gaulle und Konrad Adenauer geschlossenen Elysée-Vertrages über die deutsch-französische Zusammenarbeit vorschlagen würde, ließ er jedoch in seiner hauptsächlich der Innenpolitik gewidmeten Rede vor 20 000 Anhängern offen.

Hollande erneuerte seine Forderung, den geplanten europäischen Fiskalpakt zur Haushaltsdisziplin neu auszuhandeln. Einen solchen Pakt hatten Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy im Dezember beim letzten EU-Gipfel im Dezember angeregt. Hollande forderte nun, dass in größerem Maße Wachstumsakzente gesetzt und der Europäischen Zentralbank mehr Spielraum bei der Bewältigung der Schuldenkrise gegeben werden müsse. Während er früher Merkel vorgeworfen hatte, „ein europäisches Modell durchzusetzen, das nicht das unsere ist“, verzichtete er jetzt auf direkte Kritik am deutsch-französischen Führungsduo in Europa. Unter dem Stichwort „Merkozy“ war dieses Duo vor allem auf der Linken in Frankreich mit einer Unterwerfung Frankreichs unter ein deutsches Spardiktat gleichgesetzt worden.

Dass diese auch auf der extremen Rechten anzutreffende „Germanophobie“ in der Vorstellung, die die Franzosen von der Rolle Deutschlands in Europa und von der deutsch-französischen Zusammenarbeit haben, keine Spuren hinterlassen hat, zeigt eine am Montag veröffentlichte Umfrage. Nach der von der deutschen Botschaft in Paris aus Anlass des 49. Jahrestages des Elysée-Vertrages beim Institut Ifop in Auftrag gegebenen repräsentativen Erhebung unter 1005 Personen gaben 82 Prozent der Befragten an, ein gutes oder sehr gutes Bild von Deutschland zu haben. Zwei Drittel der Befragten erklärten, ihr Image von Deutschland sei durch die Krise nicht berührt worden. Für 25 Prozent hat es sich verbessert, für elf Prozent verschlechtert.

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