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Frankreich: Zeuge belastet Ex-Premier Villepin in Verleumdungsaffäre

Der französische Ex-Premierminister Dominique de Villepin wird schwer belastet, 2004 versucht zu haben, seinen damaligen politischen Rivalen, den heutigen Staatschef Nicolas Sarkozy, zu diskreditieren.

Paris - Das geht aus den Aussagen des Hauptangeklagten in der sogenannten Clearstream-Affäre des Informatikers Imad Lahoud hervor, der erstmals seine eigene Mitwirkung zugab. Kurz vor dem Beginn der auf den 21. September angesetzten Gerichtsverhandlung ließ die Zeitung „Journal du Dimanche“ mit einer spektakulären Enthüllung zur politisch brisanten Clearstream-Affäre am Wochenende eine „Bombe“ platzen. Lahoud, einer der insgesamt fünf Angeklagten in diesem Prozess, in dem es um verleumderische Beschuldigung durch Fälschung einer Kundenliste von Clearstream, der luxemburgischen Verwahrungsgesellschaft für Wertpapiere, geht, soll im Dezember 2008 vor dem Untersuchungsrichter ein Geständnis abgelegt und zwei der Mitangeklagten schwer belastet haben. Er habe im Auftrag des damaligen Vizepräsidenten des europäischen Luft- und Raumfahrtunternehmens EADS, Jean-Louis Gergorin, auch den Namen des heutigen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy auf die Clearstream-Liste hinzugefügt und dazu dessen Beinamen Nagy Bocsa verwendet. Das erklärte Ziel dieser Manipulation sei es gewesen, Sarkozy öffentlich als mutmaßlichen Empfänger von Schmiergeldern anzuschwärzen, um so seinen Aufstieg an die Staatsspitze zu verhindern.

„Gergorin sagte mir, diese Person stelle eine Gefahr für Frankreich dar und müsse um jeden Preis aus dem Weg geräumt werden“, erklärte Lahoud, der außerdem zu Protokoll gab: „Ich wusste, dass Gergorin in Kontakt zu Dominique de Villepin stand. Die Kabale gegen Nicolas Sarkozy wurde mit Villepins Wissen organisiert." Imad Lahoud arbeitet unter Gergorin bei EADS, er hatte sich gelegentlich aber auch als Mitarbeiter des französischen Geheimdienstes ausgegeben. Seitdem der Skandal der gefälschten Clearstream-Listen 2006 platzte und sich Sarkozy als Opfer einer Verleumdungskampagne bezeichnete, hatten alle Verdächtigen stets rundweg eine Mitschuld abgestritten. Rudolf Balmer

Rudolf Balmer

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