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Französisches Departement: Guadeloupe – ein Paradies in Flammen

Ein Toter, Verletzte, geplünderte Geschäfte, Barrikaden aus brennenden Autos und zahlreiche Festnahmen – das ist die bisherige Bilanz der gewalttätigen Ausschreitungen in dem seit vier Wochen dauernden Generalstreik auf der französischen Antilleninsel Guadeloupe.

Jacques Binot, ein fünfzigjähriger Gewerkschafter, befand sich auf dem Heimweg von einer Versammlung, als er in der Nacht zum Mittwoch von Schüssen getroffen zusammenbrach. Rettungskräfte, die ihm zu Hilfe kommen wollten, wurden ebenfalls beschossen und konnten den inzwischen seinen Verletzungen erlegenen Mann erst nach der Intervention von Polizeikräften bergen.

Der gewaltsame Tod des Gewerkschafters in dem 13.000 Kilometer entfernten Überseedepartement veranlasste Präsident Nicolas Sarkozy am Mittwoch, endlich selbst einzugreifen. Für diesen Donnerstag berief er eine Sondersitzung der Regierung ein. Danach will der Präsident die politischen Mandatsträger der Gebietskörperschaften von Guadeloupe und der Nachbarinsel Martinique im Elyséepalast empfangen. „Es ist traurig, dass es immer erst einen Toten geben muss, ehe man sich um eine Lösung bemüht“, sagte Elie Domoto, der Chef der Dachorganistion LKP („Kollektiv gegen die Ausbeutung“), unter deren Führung Gewerkschaften, politische Gruppierungen und kulturelle Vereinigungen seit dem 20.Januar aus Protest gegen die hohen Lebenshaltungskosten das öffentliche Leben auf der Insel lahmlegen.

Paris stand einer Einigung im Weg

Die in dem Kollektiv zusammengeschlossenen Organisationen fordern neben 200 Euro für die ärmsten Familien unter anderem eine Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns. Auf einige Forderungen war der entsandte Staatssekretär Yves Jégo vergangene Woche bereits eingegangen, wurde dann aber von Paris zurückgepfiffen. Daraufhin radikalisierte sich die Streikbewegung und griff auch auf das benachbarte Martinique über.

Die als Ferienparadies für betuchte Europäer geltenden Antilleninseln sind alles andere als Paradiese für die zumeist schwarze Bevölkerung. Deren Pro-Kopf-Einkommen ist halb so groß wie in Frankreich, die Arbeitslosigkeit doppelt so hoch. Außer Bananen und Zucker werden alle Nahrungsmittel eingeführt und sind entsprechend teuer. hhb

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