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Politik: …Frau wieder Frau sein darf

Zur Erinnerung: Nach einer harten Woche voller Arbeit ruhte Gott am siebten Tag. Dann meinte er, dass nach Eden gut ein Mann passen würde.

Zur Erinnerung: Nach einer harten Woche voller Arbeit ruhte Gott am siebten Tag. Dann meinte er, dass nach Eden gut ein Mann passen würde. So entstand Adam. Adam streifte den lieben langen Tag durch die Lande, und wenn er im Tigris oder im Pischon ein Bad nahm, patschte er anschließend pitschnass durchs Gelände. Man darf sich Adam als Urmann vorstellen, so einer, der die Socken rumliegen lässt, die Bierflaschen nicht wegräumt und den Sportteil seiner Zeitung nach Lektüre achtlos in die Ecke schmeißt. Essen musste Adam auch. Und wer wusch das Geschirr ab? Man kann sich vorstellen, dass es ein paar Tage nach Adams Menschwerdung aus hausfräulicher Sicht schnell ziemlich liederlich aussah in Eden, Wasserpfützen allerorten, leere Amphoren, wo man hinschaut, nur gut, dass Adam noch keinen Lendenschurz hatte. Der hätte auch ungewaschen auf dem Boden rumgelegen.

Es konnte so nicht weitergehen, Gott schuf Eva, die Perle, die Putze. Und er sah, dass es gut war. Eva opponierte zwar und knabberte lieber Äpfel statt aufzuräumen, aber das strafte Gott fürchterlich.

Seitdem sind ein paar tausend Jahre ins Land gegangen. Suffragetten, Rosa Luxemburg, Alice Schwarzer und andere geschichtsvergessene Frauen haben in dieser Zeit immer wieder die gottgewollte Putzordnung negiert. Schlimmer noch: Sie haben Mann mit ähnlicher Hinterlist wie Eva mit ihren Apfelspielchen dazu getrieben, selber Staubsauger und Putzmopp in die Hand zu nehmen. Einige Zeit hat Mann noch Widerstand geleistet, der Soziologe Ulrich Beck nannte dieses männliche Angebot zur Güte „verbale Aufgeschlossenheit bei gleichzeitiger Verhaltensstarre“, aber durchsetzen konnte Mann sich nicht. Wohin es führt, wenn Mann dermaßen gegen seine Natur vergewaltigt wird und Frau sich für nicht zuständig erklärt, ist klar: Es sieht praktisch überall aus wie bei Hempels unterm Sofa.

Damit ist jetzt Schluss. Katharina Zaugg ist Völkerkundlerin und hat 18 Jahre lang die Putzkultur erforscht. Sie ist zu dem Ergebnis gekommen, dass Putzen für Frau ein sinnliches Erlebnis ist, welches sie sich nicht nehmen lassen sollte. Als Mann (Unterzeichnender bekennt sich hiermit als solcher) kann man natürlich einwenden, dass wir keine 18 Jahre gebraucht hätten, um zu diesem einfachen Resultat zu kommen. Aber geschenkt, lieber spät als nie. Frau Zaugg sagt, dass Putzen als Tanz zu verstehen ist – bitte, Ladies, tanzt. Frau Zaugg sagt, dass Putzen Wellness ist – gerne, selten hat ein Mann etwas gegen fitte, schlanke Frauen. Frau Zaugg ist für ihr Plädoyer, wieder zu Gottes Putzplan zurückzukehren, nicht genug zu loben.

Die Sache hat allerdings zwei Haken. Erstens: Frau Zaugg hat nachgedacht. Nach ihren Äußerungen stellt sich indes die Frage: Können Putzteufel denken? Mann muss zugeben, dass Frau in all den Jahren seit Eva dazugelernt hat. Zweitens: Frau Zaugg ist Schweizerin. Wer einmal in der Schweiz war und dort in guten Stuben, weiß, wie Schweizer putzen: obsessiv, pedantisch, pausenlos. Andererseits finden wir Männer die Sache mit den Äpfeln ja auch nicht so furchtbar schlecht. Dafür kann der Berg Wäsche ruhig mal liegen bleiben. Kann Frau ja hinterher wegräumen.uem

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