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Gabriele Pauli

© dpa

Freie Wähler in Bayern: Gabriele Pauli löst Austrittswelle aus

Die ehemalige CSU-Rebellin Gabriel Pauli verschreckt die Mitglieder der Freien Wähler Bayerns: Nachdem sie für die Wählergruppe ihre Kandidatur bei den bayerischen Landtagswahlen erklärt hat, gibt es eine Flut von Austrittserklärungen - ganze Ortsverbände drohen wegzubrechen.

Die Landtagskandidatur der ehemaligen Fürther Landrätin Gabriele Pauli stellt die Freien Wähler (FW) in Mittelfranken vor eine Zerreißprobe. Im Wahlkreis Nürnberg-Nord will die frühere CSU-Rebellin ausgerechnet gegen ihren ehemaligen Förderer, den heutigen Ministerpräsidenten Günther Beckstein (CSU), antreten - was in der Partei auf offene Ablehnung stößt.

"Ich habe seit Sonntag nur Austrittserklärungen bekommen", sagte die mittelfränkische FW-Bezirksvorsitzende Karin Knorr. Im Bereich Erlangen/Höchstadt drohen nach ihren Angaben, ganze Ortsverbände wegzubrechen. Knorr ist irritiert über die Art und Weise der Nominierung. Bei der letzten Sitzung des Bezirksvorstandes habe es aus Nürnberg noch geheißen, Pauli trete nicht an. Am Sonntag nach ihrer Rückkehr aus dem Urlaub habe sie dann von der gegenteiligen Entscheidung des Ortsverbandes erfahren.

Pauli erholt sich in der Türkei

Wie viele ihrer Parteikollegen macht auch sie aus ihrer klaren Position keinen Hehl: "Ich persönlich will Pauli nicht." Die Freien Wähler bräuchten keine Kandidatin, die schon bei der CSU nicht mehr gefragt ist. Auch der Landesvorstand habe die Kandidatur missbilligt und die entsprechenden Gremien beauftragt, noch einmal Gespräche zu führen.

Somit kommt in die Bezirksversammlung am Mittwochabend in Kammerstein (Landkreis Roth), bei der die Listenplätze der FW-Kandidaten festgelegt werden, ungeahnte Brisanz. Knorr rechnet mit heftigen Diskussionen. Wobei die Hauptperson gar nicht anwesend sein wird: die Ex-Landrätin erholt sich nach Angaben eines Sprechers momentan in der Türkei.

Aus Karlstadt versucht der FW-Bundesvorsitzende Armin Grein die Wogen zu glätten. Um die innerparteilichen Kritiker zu befrieden, schlägt er Pauli vor, sich ganz auf ihre Direktkandidatur im Wahlkreis Nürnberg-Nord zu beschränken und keinen Spitzenplatz auf der mittelfränkischen FW-Liste anzustreben. "Ich könnte mir vorstellen, dass man dann zu einer einvernehmlichen Lösung kommen kann", sagte Grein.

Lieber 5,1 Prozent mit Pauli als 4,9 ohne

Wie Knorr hegt er jedoch ebenfalls Vorbehalte gegen Paulis Direktkandidatur: "Sie ist ja wegen einiger ihrer Positionen auch in der Bevölkerung nicht unumstritten." Andererseits habe sie bei ihrer Rede am CSU-Parteitag gezeigt, dass sie viele Positionen der Freien Wähler vertrete. Unter dem Strich könne die frühere CSU-Rebellin seiner Partei speziell im Wahlkreis Nürnberg schon helfen. "5,1 Prozent mit Pauli sind mir lieber, als 4,9 Prozent ohne sie", sagte Grein mit Blick auf die Fünf-Prozent-Hürde für den Einzug in den Landtag.

Spannend dürfte am Mittwochabend also die Frage werden, welchen Listenplatz die mittelfränkischen Bezirksverbände Gabriele Pauli einräumen. "Unter die ersten zehn wird sie mit Sicherheit nicht kommen", prognostiziert Knorr. Mit der Kandidatur im Wahlkreis Nürnberg-Nord werde man sich aber wohl abfinden müssen: "Die Kreisverbände können nominieren, wen sie wollen."

So kämpfen am deutsch-türkischen Fußball-Abend die Freien Wähler um Listenplätze. Über den Termin ist die Bezirksvorsitzende alles andere als glücklich. Ursprünglich sei der 11. Juni vorgesehen gewesen, weil aber ein Stimmkreis in Nürnberg damals noch nicht beschlussfähig war, wurde die Versammlung um 14 Tage verschoben. Weiteren Aufschub dulde die Nominierung nicht, da sonst die Zeit bis zur Landtagswahl zu knapp werde. Obwohl die Sitzung erst um 19:00 Uhr beginnt und damit 105 Minuten vor dem Anpfiff des Fußball-Halbfinalspiels gegen die Türkei, werde es keinen Fernseher im Bürgersaal von Kammerstein geben. "Ich hoffe, dass wir es bis zur Halbzeit geschafft haben", kommentierte Knorr.

Ralph Bauer (ddp)

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