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Einsatzbereit. Präsident Petro Poroschenko macht sich selbst ein Bild von den neuen Waffen der ukrainischen Armee. Die Regierung wirbt um „unverbrauchte Patrioten“ für die Streitkräfte.

© Reuters

Freiwilligenbataillone haben Zulauf: Der Krieg in der Ukraine und seine Söldner

Obwohl viele gegen die neue Mobilisierung sind, haben die Freiwilligenbataillone in der Ukraine großen Zulauf. Die Männer erhoffen sich, nach dem Krieg bei der Polizei aufgenommen zu werden.

In mehreren ukrainischen Städten ist es am Wochenende zu Protesten gegen den Kriegseinsatz in der Ostukraine gekommen. Obwohl vor allem junge Erwachsene gegen die neue Mobilisierung sind, haben die Freiwilligenbataillone nach wie vor großen Zulauf. Die USA wollen prüfen, ob sie der Ukraine aktive Militärhilfe gewähren sollen.

In der südukrainischen Stadt Nikolajew blockierten Verwandte von Militärangehörigen den zweiten Tag in Folge eine Verkehrsbrücke. Diese strategisch wichtige Stelle ist derzeit die einzig befahrbare Straße in Richtung Odessa und Kherson. Mehrere hundert Menschen beteiligten sich an den Protesten. Es kam zu kilometerlangen Staus. Mit der Aktion wollten die Frauen auf die schlechte Ausrüstung der Armee aufmerksam machen. Neben fehlender Ausrüstung wie Schutzwesten oder Kampfstiefel fehlt es den Soldaten auch an Lebensmitteln und Unterkünften. „Wenn unsere Jungs nicht von den Zivilisten versorgt werden würden, wären sie längst verhungert“, zitiert das lokale Internetportal Nikvesti einen Demonstranten.

Kinder von Spitzenpolitikern werden verschont

Auch die neue Mobilisierung, die Männer im Alter von 18 bis 50 Jahren trifft, gerät in die Kritik. Vor allem junge Erwachsene mit guter Ausbildung lehnen es ab, bei der Armee zu kämpfen. Unverständnis machte sich breit, als vor ein paar Tagen bekannt wurde, dass der Sohn des Parlamentssprechers, Alexander Turtschinow, zwar einen Mobilmachungsbescheid erhalten hat, den Dienst aber nicht antreten wird. Der 21-jährige Kyrill Turtschinow, einziges Kind des Spitzenpolitikers, studiert an einer Kiewer Universität. Kaum ein Kind von Politikern oder Wirtschaftsführern der Ukraine beteiligt sich derzeit am Antiterroreinsatz in der Ostukraine. Einzig Alexej Gritsenko, Sohn des früheren Verteidigungsministers, hatte im Frühjahr für einige Wochen in der Nationalgarde gekämpft. Zu der Zeit hatte sein Vater an den Präsidentschaftswahlen teilgenommen. Ende der vergangenen Woche hatte Präsident Petro Poroschenko junge Akademiker von der Mobilmachung befreit.

Trotz der Kritik haben die Freiwilligenbataillone großen Zulauf. Mittlerweile gibt es 30 solcher Gruppen. Unter anderem werden sie von Oligarchen wie dem Gouverneur von Dnipropetrowsk, Igor Kolmoiskiy, finanziert. Die meist jungen Männer erhoffen sich, nach dem Krieg bei der Polizei aufgenommen zu werden. Der Berater der ukrainischen Regierung, Anton Geraschtschenko, wiederholte das Angebot an die Männer. „Für den Aufbau einer neuen Polizei und modernen Sicherheitsstrukturen werden unverbrauchte Patrioten gesucht“, sagte er im ukrainischen Fernsehen.

In der Ostukraine gehen die Kämpfe unvermindert weiter

In der Ostukraine gingen die Kämpfe in Lugansk und Donezk weiter. Aus Donezk werden Überfälle der Separatisten gemeldet. Sie sollen ihre Panzer mit Hoheitsabzeichen der ukrainischen Armee versehen haben und gezielt auf Wohnhäuser geschossen haben. In Lugansk wurden alle Bergwerke stillgelegt, aus einer Nachtschicht wurden 3000 Minenarbeiter evakuiert. Dies wurde notwendig, weil nun auch die letzte elektrische Versorgungsleitung zerstört wurde. In der Stadt Gorliwka in der Region Donezk kamen bei einem Mörserangriff mehr als 20 Zivilisten ums Leben.

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