zum Hauptinhalt

Politik: Fremde ohne Freunde

DDR-Dissidentin Lengsfeld legt sich in Thüringen mit der CDU an

Von Matthias Meisner

Vera Lengsfeld ist nicht gut auf ihre Parteifreunde zu sprechen. Wenigstens nicht auf jene, die in ihrem alten Kreisverband Weimarer Land das Sagen haben. Sie habe keine Lust mehr auf einen „Wadenbeißer“ an ihrer Seite, sagt die CDU-Bundestagsabgeordnete über den amtierenden Kreisvorsitzenden, den Landtagsabgeordneten Mike Mohring. Und auch nicht auf seine „kleine Truppe von Kofferträgern, die er immer vorschickt“. Lengsfeld, nominiert im Bundestagswahlkreis 195 für Jena, Weimar und Weimarer Land, verließ nach jahrelangen Querelen ihren Kreisverband. Schon seit Mai zahlt sie Beiträge nach Jena, nach der Bundestagswahl machte sie ihren Wechsel publik.

Ein Schlusspunkt in dem Streit scheint nicht gesetzt. Nach wie vor beklagt die CDU Weimarer Land, dass Lengsfeld ihre Mitgliedsbeiträge seit Mai schulde. Die wiederum beklagt, dass die alte Kreisführung sie im Wahlkampf nicht unterstützt habe, sogar von ihr und einer Parteifreundin gesammelte Spenden seien nicht ausgegeben worden. CDU-Kreisschatzmeister Sören Rost entgegnet: „Es gibt keine Veranlassung, dass Kreisverbände ihre Kandidaten mit Geld ausstatten. Das gab es mal früher in der DDR.“

So geht es hin und her in der thüringischen Provinz. Die einen sagen, die frühere DDR-Dissidentin, die nach der Wende zunächst bei den Bündnisgrünen eine politische Heimat suchte, sei in ihrem Wahlkreis immer ein „Fremdkörper“ geblieben. Schon vor der Bundestagswahl 1998 – Lengsfeld war gerade spektakulär von den Grünen zur CDU gewechselt – hatte es hinter den Kulissen Gezerre gegeben, damit die Politikerin wieder aussichtsreich für den Bundestag aufgestellt werden kann.

Thüringens Regierungschef Bernhard Vogel persönlich vermittelte, damit ehemalige Funktionäre der DDR-Blockpartei ihr nicht den Platz streitig machten. 2002 siegte sie bei der Aufstellung des Bundestags-Direktkandidaten nur knapp gegen den damaligen Kreischef von Weimarer Land, Andreas Trübner, der nach Darstellung Lengsfelds von Mohring nur als „Marionette“ ins Rennen geschickt wurde.

Ob Lengsfeld nun in Jena besser ankommt, wird sich zeigen. Mit ihren Angriffen gegen Parteifreunde habe sie sich „selbst disqualifiziert“, werfen ihr die Christdemokraten aus dem Weimarer Land vor. Dass es Lengsfeld der CDU nicht leicht macht, bestreitet keiner. Sie sei „kein einfacher Charakter“, heißt es in der Bundestagsfraktion. Und natürlich ahnen die meisten auch, warum die Politikerin, die als Vera Wollenberger von ihrem Gatten Knut im Auftrag der Stasi ausspioniert wurde, in ihrer Partei so umstritten ist. „Noch immer profiliert sie sich mit Themen wie Stasi und PDS“, sagt einer. „Das interessiert auch nicht jeden in der CDU.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false