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Politik: Fremdenhass: "Nicht an Gewalt gegen Ausländer gewöhnen", fordert Michel Friedman nach dem Mord an einem Mosambikaner in Dessau

Der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel Friedman, hat davor gewarnt, sich an Gewalt gegen Ausländer und Antisemitismus zu gewöhnen. "Wo bleiben heute die Demonstrationen und Lichterketten", fragte er angesichts des tödlichen Anschlags auf den Mosambikaner Alberto Adriano in einem Beitrag für die "Bild am Sonntag".

Der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel Friedman, hat davor gewarnt, sich an Gewalt gegen Ausländer und Antisemitismus zu gewöhnen. "Wo bleiben heute die Demonstrationen und Lichterketten", fragte er angesichts des tödlichen Anschlags auf den Mosambikaner Alberto Adriano in einem Beitrag für die "Bild am Sonntag". Die Gewalt müsse "wieder beim Namen genannt werden". "Wegschauen heißt zulassen", so Friedman.

Der 39-jährige Adriano war in der Nacht zum Pfingstsonntag in Dessau so schwer von Rechtsradikalen misshandelt worden, dass er drei Tage später seinen Verletzungen erlag. Die mutmaßlichen Täter im Alter von 16, 17 und 25 Jahren wurden kurz nach dem Überfall verhaftet und sitzen in Untersuchungshaft. Als Motiv gaben sie Fremdenhass an. An einem Trauermarsch in Dessau hatten am Freitagabend rund 5000 Menschen teilgenommen.

Nach der Ermordung des Mosambikaners prangerte auch Sachsen-Anhalts Innenminister Manfred Püchel (SPD) den Fremdenhass in den neuen Ländern an. Gewalttaten wie die von Dessau seien "der hässliche Ausfluss einer in weiten Teilen der ostdeutschen Bevölkerung vorhandenen latenten Ausländerfeindlichkeit", sagte Püchel dem Nachrichtenmagazin "Focus". Die Täter stünden "nicht isoliert in der Bevölkerung".

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen sind derweil am Wochenende in mehreren ostdeutschen Städten und Berlin insgesamt knapp 900 Rechtsextreme aufmarschiert. Nach Polizeiangaben verliefen die Demonstrationen der NPD im sächsischen Görlitz sowie im brandenburgischen Königs-Wusterhausen am Sonnabend ebenso friedlich wie die jeweiligen Gegendemonstrationen.

Der Neonazi Manfred Röder hielt am Sonntag in Eisenach vor rund 80 Neonazis aus mehreren Thüringer Städten eine Rede. Die Polizei sagte, sie werde eine Anzeige gegen Röder, der zum harten Kern der deutschen Neonazi-Szene zählt, prüfen. In Magdeburg marschierten am Sonnabend rund 250 Rechtsextreme auf. Die jungen Männer trugen schwarz-weiß-rote Fahnen bei sich und skandierten Parolen wie "Hier marschiert der nationale Widerstand". Die Polizei setzte 700 Beamten ein, um gewalttätige Auseinandersetzungen mit linken Demonstranten zu verhindern.

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