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Politik: Friedensschluss am Toten Meer

Jordanien und Israel wollen das bedrohte Gewässer gemeinsam retten. Andere arabische Länder lehnen den Plan ab

Von Andrea Nüsse, Amman

Der Nahost-Konflikt belastet alle Lebensbereiche in der arabischen Welt. Auch die Umweltpolitik, die nur länderübergreifend überhaupt sinnvoll ist. Das musste der jordanische Wasserminister Hazem Nasser wissen, als er beim UN-Umweltgipfel in Johannesburg ein gemeinsames Projekt mit Israel vorstellte: Es geht um den Bau eines Kanals zwischen dem Roten und dem Toten Meer, das vom Austrocknen bedroht ist.

Das acht Milliarden US-Dollar teure Projekt soll Wasser aus dem Roten Meer in das Tote Meer leiten, dessen Wasserstand jährlich um einen Meter sinkt und das nach Angaben von Umweltschützern im Jahre 2050 auf die Hälfte geschrumpft sein wird. Doch eine technische Kooperation mit Israel in Zeiten, in denen der Nahost-Konflikt tobt und die israelische Armee täglich palästinensische Zivilisten und Kinder tötet, hat lautstarken Protest anderer arabischer Länder ausgelöst. Ägyptens Staatsminister für Umweltfragen, Mamduh Ryad Tadros, erklärte in der regierungsnahen Tageszeitung „Al Jumhuriyya“, eine solche Kooperation zwischen den beiden Anrainerstaaten Jordanien und Israel verstoße gegen die Beschlüsse des Arabischen Gipfels in Beirut. Darin heißt es, die Beziehungen zu Israel würden eingefroren, bis sie sich im Gegenzug für die Rückgabe des besetzten palästinensischen Landes mit allen arabischen Ländern normalisieren. Jordanien dagegen macht geltend, dass diese Klausel nicht auf die Länder zutreffe, die bereits einen Friedensvertrag mit Israel haben.

Sultan Abdel Rahman von der Nichtregierungsorganisation „Friends of the Earth“ in Amman hat noch ganz andere Einwände gegen das Projekt. „Vielleicht kann der Kanal das Tote Meer retten. Aber zuvor verlangen wir eine detaillierte Studie einer unabhängigen Organisation über die ökologischen Auswirkungen dieses gigantischen Projekts“, erklärte er aus Johannesburg im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Eine solche Umweltverträglichkeitsstudie liegt bisher nicht vor. Umweltorganisationen stehen vor dem Dilemma, dass die Zeit drängt, andererseits die politische Situation eine Kooperation mit Israel erschwert. Sultan Abdel Rahman will sich nicht auf eine politische Debatte einlassen. „Wir haben in Johannesburg unsere Forderung vorgetragen, dass die geologisch und historisch einzigartige Region von der Unesco als Biosphärenreservat und Weltkulturerbe anerkannt wird. Dann könnten Jordanien und Israel nicht mehr wahllos Hotels und Industrieanlagen bauen, eine weitere Schädigung des Gewässers wäre gebremst.“ Gerade aus diesem Grund sträuben sich die Regierungen in Amman und Tel Aviv jedoch gegen eine solche Klassifizierung. Und der Wasserpegel des Toten Meeres sinkt weiter.

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