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Politik: Friedman spricht von verpasster Chance - Kurie hat Papsttext offenbar in letzter Minute abgemildert

Das historische "Mea Culpa" von Papst Johannes Paul II. hat zu unterschiedlichen Reaktionen geführt.

Das historische "Mea Culpa" von Papst Johannes Paul II. hat zu unterschiedlichen Reaktionen geführt. Einen Tag nach dem Schuldbekenntnis des Papstes in Rom sprach Michel Friedman, Vizevorsitzender des Zentralrats der Juden, am Montag im WDR von einer verpassten "einmaligen Chance". Friedman forderte die katholische Kirche auf, die Archive aus der Zeit des Holocaust zu öffnen, damit das Bekenntnis ernst genommen werden könne.

Der Tübinger Reformtheologe Hans Küng nannte das "Mea Culpa" doppelbödig und halbherzig. "Das ganze Bekenntnis war schwammig", sagte Küng am Montag im Deutschlandfunk. Dagegen sprach der Vorsitzende der evangelischen Kirche Berlin / Brandenburg, Bischof Wolfgang Huber, von einer großen historischen Geste. Italienische Medien meldeten unterdessen, die Aussagen des Papstes seien kurzfristig entschärft worden.

Friedman sagte, Johannes Paul II. habe es versäumt, die Rolle des Vatikans, der Kirche, des Papstes und der gläubigen Christen im Dritten Reich kritisch anzusprechen. "Hier hätte ich mir klare, eindeutige Worte gewünscht." Der Papst habe in diesem Punkt "mit Sicherheit hinter sich selbst zurückgesteckt", denn in seinen Reden der vergangenen Jahre sei er deutlicher gewesen.

Die italienische Presse meldete, der Text des Schuldbekenntnisses sei kurzfristig geändert worden. Aufgrund der jahrelangen Bedenken von Historikern, Theologen, Kardinälen und Bischöfen seien zahlreiche Änderungen in die ursprüngliche Fassung eingearbeitet worden, kommentierte die Mailänder Zeitung "Corriere della Sera" am Montag. Auch nach Auffassung von "Il Messagero" verraten gewisse "vorsichtige Umschreibungen" sowie mehrere Stilbrüche, dass die Initiative des Papstes "aus Vorsicht" abgemildert worden war.

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