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Politik: Friedrich Merz - ein Sauerländer mit Witz und Intelligenz

Tiefe Augenringe und ein grauer Teint zeugen von der Anspannung, unter der Friedrich Merz in den vergangenen Wochen stand. Die Partei und Fraktion forderten ihn in der Krise, Journalisten bedrängten ihn, genau dazu Stellung zu beziehen.

Tiefe Augenringe und ein grauer Teint zeugen von der Anspannung, unter der Friedrich Merz in den vergangenen Wochen stand. Die Partei und Fraktion forderten ihn in der Krise, Journalisten bedrängten ihn, genau dazu Stellung zu beziehen. Dem kam der 44-Jährige, selbst stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU im Bundestag, wie immer wortgewandt und durchaus bissig nach. In Fernsehauftritten vergaß Merz nie, die eigene Partei zu schützen und aggressiv die Schwächen und Verfehlungen anderer Parteien zu verdeutlichen. Zwischen all der Partei-Innenschau durfte Merz jedoch sein eigentliches Thema - die Steuerreform - nicht aus den Augen verlieren. Zusammen mit dem bayerischen Finanzminister Faltlhauser hat Merz das Steuerkonzept der Union erarbeitet. Und auch wenn manches nicht ausgereift ist, bescheinigen ihm jedoch selbst politische Gegner große Kompetenz in Finanz- und Steuerfragen.

Merz wurde schon früh in der CDU-Krise als möglicher Nachfolger von Wolfgang Schäuble gehandelt. Er ist unbefleckt von dem Sumpf, den Helmut Kohl in der Partei und Fraktion hinterließ. So wurde er nach Kohls Abwahl 1998 auf dem Parteitag in den Parteivorstand gewählt. Früher hatte er sich mehrfach mit dem großen Vorsitzenden angelegt. Der Mann mit den ausladenden Bewegungen und fast mediterraner Handarbeit beim Sprechen besticht durch Intelligenz und Witz. In der Partei ist er deswegen aber nicht unbedingt beliebt.

Für Merz gibt es auch noch ein Leben außerhalb der Partei. Von Beruf Rechtsanwalt, war er vor seiner Politikerkarriere Richter in Saarbrücken und Jurist beim Verband der Chemischen Industrie. Als in seinem Wahlkreis 1989 ein Abgeordneter für die Europawahlen fehlte, stellte sich Merz kurzentschlossen auf. Und gewann die Wahl. 1994 kam er in den Bundestag. Seinen ersten publikumswirksamen Auftritt hatte er 1999, als er im Bundestag die "nachfrageorientierte Umverteilungspolitik" von Oskar Lafontaine, damals noch Finanzminister, überzeugend auseinander nahm. Damals wurde klar, dass die alternde Union eine klare Stimme hat und sich auf die neue Rolle der Opposition einstellen kann. Denn Flexibilität wird auch zu den Qualitäten von Merz gezählt.

Ulrike Fokken

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