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Der frühere Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne).

© AFP/ Philipp Guelland

Früherer Bundesumweltminister: Trittin warnt vor Verzögerung bei Atom-Endlagersuche

Grünen-Politiker Jürgen Trittin zweifelt an einer zeitigen Veröffentlichung des ersten Berichts zur Endlagersuche. Er übt auch Kritik an Michael Kretschmer.

Der ehemalige Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) warnt vor Verzögerungen bei der Atommüll-Endlagersuche. „Wenn man die Entscheidungen, die bei der Endlagersuche getroffen werden, nicht transparent darstellen kann, wird es schwierig“, sagte Trittin im Interview zu Tagesspiegel Background. „Noch immer fehlt ein Beschluss für das Geologiedatengesetz in Bundestag und Bundesrat“, sagte Trittin weiter.

Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) will in einem Bericht im dritten Quartal 2020 erstmals Gebiete nennen, die für das Endlager für hochradioaktive Abfälle infrage kommen. „Mit dem dritten Quartal wäre ich vorsichtig“, sagte Trittin nun. „Das Geologiedatengesetz wird bis dahin nicht vorliegen.“

Der Bund will bis 2031 einen Standort für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle finden. Aufgrund der Erfahrungen mit dem jahrzehntelangen Widerstand gegen den Endlagerstandort Gorleben wurde der Transparenz beim Neustart des Suchprozesses 2013 eine große Bedeutung beigemessen. Das Geologiedatengesetz wird dringend benötigt, um bei der Endlagersuche verwendete Daten veröffentlichen und Entscheidungen transparent darstellen zu können.

Trittin kritisiert Kretschmer für Aussagen zur Atomkraft

Trittin übt zudem scharfe Kritik an Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) für seine Aussagen zu einem möglichen Wiedereinstieg in die Atomkraft. „Gerne kann Michael Kretschmer schon einmal eine bestimmte Region in Sachsen für das Endlager bereithalten“, sagte Trittin angesichts der Standortsuche für den Atommüll zu Tagesspiegel Background. „Das wäre doch nur konsequent. Um nicht wieder ein Flugzeug zu starten, ohne zu wissen, wo der Landeplatz ist.“

Sachsens Ministerpräsident sagte im Januar, er halte einen Wiedereinstieg in die Atomkraft in Deutschland für denkbar. „Ob das nötig ist, wird davon abhängen, ob die Energiewende klappt, ob die Kosten im Rahmen bleiben und die Versorgungssicherheit gewährleistet ist“, sagte der CDU-Politiker. „Es ist eine Frage, die in zehn oder 15 Jahren ansteht.“ Kretschmer hatte sich auch für eine weitere Förderung der Kernforschung stark gemacht.

„Warum soll ich in etwas investieren, was am Markt keine Chance hat, eine Energie von gestern? Genauso könnten wir uns, statt auf Förderung von E-Mobilität zu setzen, auf die Rückkehr der Dampfmaschine vorbereiten – wenn es nach Kretschmer geht, am besten mit Braunkohle“, sagte Trittin. „Wir haben in der Realität einen dringenden Forschungsbedarf bei Energiespeichern und bei Ausgleichsmechanismen.

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