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Der historische Moment: Auf der Pressekonferenz nach der Sitzung des Politbüros gibt SED-Funktionär Günter Schabowski am 9. November 1989 die Öffnung der innerdeutschen Grenze bekannt.

© dpa

Früheres SED-Politbüromitglied: Günter Schabowski ist tot

"... ist das sofort, unverzüglich..." - mit diesen Worten zur Maueröffnung wurde er am 9. November 1989 weltberühmt. Jetzt ist Günter Schabowski 86-jährig gestorben.

Von Matthias Schlegel

Der Ex-SED-Funktionär Günter Schabowski ist tot. Er starb am frühen Sonntagmorgen in Berlin, wie seine Witwe Irina Schabowski der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mitteilte. Schabowski war als damaliges Mitglied des Politbüros der SED dadurch berühmt geworden, dass er am 9. November 1989 auf einer Pressekonferenz die neuen Bestimmungen zur Reisefreiheit verkündet hatte, die den Fall der Berliner Mauer bedeuteten.

Schabowski wurde am 4. Januar 1929 in Anklam (Vorpommern) geboren. Er hatte im Fernstudium Journalistik in Leipzig studiert und später die Parteihochschule der KPdSU in Moskau besucht. Als Chefredakteur des "Neuen Deutschland" und Mitglied der Agitationskommission beim Politbüro des Zentralkomitees der SED bestimmte er wesentlich die ideologische Arbeit der SED in der DDR mit. 1984 wurde er selbst als Mitglied ins Politbüro berufen.

Als sich die Krise der SED 1989 zuspitzte, gehörte Schabowski zu den wenigen Funktionären im Führungszirkel der Partei, die die Ablösung des langjährigen Parteichefs Erich Honecker voranzutreiben versuchten. Als einziger SED-Spitzenfunktionär sprach Schabowski auf der großen Demonstration in Berlin am 4. November 1989, wo er von den Demonstranten heftig ausgepfiffen wurde. Er war auch der einzige in der SED-Führungsriege, der sich nach der friedlichen Revolution zu den Fehlern der Partei bekannte und mit dem Kurs der SED und deren Anmaßung als Führungsmacht in der DDR abrechnete. Das brachte ihm Anfeindungen seiner ehemaligen Parteifreunde ein, weithin wurde er als "Wendehals" bezeichnet.

Am 21. Januar 1990 war Schabowski aus der SED ausgeschlossen worden. In den 90er Jahren arbeitete er in Hessen bei einem Anzeigenblatt. Im Zusammenhang mit seiner Verantwortung als Politbüromitglied für die Toten an Mauer und Stacheldraht wurde er im November 1999 durch das Landgericht Berlin wegen Totschlags zu drei Jahren Haft verurteilt. Er verbrachte rund zehn Monate in der Berliner Haftanstalt Hakenfelde, ehe er durch den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) im Oktober des Jahres 2000 begnadigt wurde.

Seit mehreren Jahren war Schabowski, der mit seiner aus Russland stammenden Frau Irina zuletzt in Berlin-Wilmersdorf lebte, schwer krank. (Tsp)

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