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Politik: Frühuntersuchungen für alle

SPD-Parteivize Bärbel Dieckmann hält Pflichtjahr im Kindergarten für möglich

Von Hans Monath

Berlin - Die SPD will eine frühere Einschulung von Kindern durchsetzen und zudem eine Pflicht zur Teilnahme an Frühuntersuchungen einführen. „Ich bin sehr für eine frühere Einschulung“, sagte die stellvertretende Parteivorsitzende Bärbel Dieckmann dem Tagesspiegel. Zumindest solle es Eltern ermöglicht werden, ihre Kinder schon vom fünften Lebensjahr an einschulen zu lassen. „Alternativ halte ich auch die Idee, das letzte Jahr im Kindergarten für alle verpflichtend zu machen, für sehr vernünftig“, meinte die Politikerin, die im SPD-Präsidium für Familienpolitik zuständig ist.

Laut Dieckmann will die SPD ihre Position als führende Kraft in der Familienpolitik verteidigen. Die Sozialdemokratin, die Oberbürgermeisterin von Bonn ist, forderte die Bemühungen für eine qualitativ hochwertige Betreuung mit besser qualifiziertem Personal weiter voranzutreiben. „Schon der Kindergarten ist Teil des Bildungssystems“, sagte sie. Den Vorwurf, der Staat mische sich zu sehr in die Erziehung ein, müsse die SPD nicht fürchten, erklärte Dieckmann. Nach ihrer Beobachtung hätten viele Eltern ein gutes Gespür für notwendige Verbesserungen der Familienpolitik. „Es ist ein riesiger Vorteil für Kinder, gemeinsam zu spielen und zu lernen, und das wissen die meisten Eltern“, sagte die SPD-Politikerin.

Die Sozialdemokratin plädiert auch dafür, dass sich der Staat bei der Beobachtung der gesundheitlichen, sozialen und geistigen Entwicklung von Kindern stärker engagiert: „Ich bin dafür, die Frühuntersuchungen verpflichtend zu machen.“ Bei Fehlentwicklungen oder Lerndefiziten könnten schneller Hilfsangebote vermittelt werden, die Eltern von alleine nicht in Anspruch nehmen würden. Auch müssten Kinder, die vor der Einschulung schlecht Deutsch sprechen, mit Sprachunterricht gefördert werden.

Für die demografischen Probleme Deutschlands sind nach Ansicht Dieckmanns vor allem die wirtschaftlich unsichere Situation junger Menschen und ein bis heute zu unflexibler Arbeitsmarkt verantwortlich, der trotz erster Fortschritte auf die Bedürfnisse von Eltern und Familien noch zu wenig Rücksicht nehme. Die Unternehmen müssten deshalb jungen Menschen eine sichere Perspektive geben und Eltern und Familien flexiblere Arbeitsmodelle anbieten, forderte sie.

„Die junge Generation scheut auch deshalb vor der Verantwortung für Kinder zurück, weil ihr eigenes Erwerbsleben oftmals unsicher vor ihnen liegt“, sagte Dieckmann. Häufig würden junge Frauen und Männer trotz hoher Qualifikation „mit Teilzeitverträgen und Praktika abgespeist“. Es sei aber absehbar, dass viele Unternehmen wieder gute Gewinne machen und Personal benötigen würden. „Die Wirtschaft muss dafür sorgen, dass es wieder Sicherheit für junge Menschen gibt“, forderte sie.

Das von der rot-grünen Regierung 2004 verabschiedete Gesetz zum Ausbau der Kinderbetreuung nannte Dieckmann „insgesamt erfolgreich“. „In den Kommunen entstehen überall neue Betreuungsplätze“, sagte sie. Allerdings sei absehbar, dass damit „der Bedarf an Betreuungsplätzen vielleicht in ländlichen Gebieten, sicher aber nicht in städtischen Regionen gedeckt“ werde, warnte sie.

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