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Politik: Führungsstärke contra Lösungskompetenz

Stoiber und Schröder streiten sich im Printduell um des Wählers Bart

Von Robert Birnbaum

„Oh, oh, oh“, sagt der Herr zur Linken. „Nein, ha, ha, ha“, sagt der Herr zur Rechten. Es handelt sich hierbei keineswegs um eine aktualisierte Neuausgabe des einst von Loriot aufgezeichneten Zanks in der Badewanne um das Quietsche-Entchen zwischen den Herren Müller-Lüdenscheid und Dr. Klöbner. Das Zitat stammt vielmehr aus dem zweiten so genannten Print-Duell zwischen Bundeskanzler Gerhard Schröder („Oh“) und seinem Herausforderer Edmund Stoiber („Ha“), gemeinsam veranstaltet von „Süddeutscher Zeitung“ und „Welt“. Das Wort „Duell“ beschreibt schon das Wesentliche: Zwei Herren, die sich nichts zu sagen haben, gehen aufeinander los.

Neues enthalten die zwei kompletten Druckseiten der ersten Lieferung nicht. Selbst professionelle Nachrichten-Auswerter blieben ratlos: „Stoiber und Schröder streiten heftig über Wirtschaftspolitik“ lauten die Überschriften der Nachrichtenagenturen, oder es wird als Einigkeit vermeldet, dass der SPD- wie der Unionsvormann Arbeitslose mit verstärktem Druck zur Arbeit antreiben wollen. Ansonsten das gewohnte Bild: Schröder preist die Hartz-Kommission, Stoiber predigt die Flexibilisierung auf dem Arbeitsmarkt und eine neue Steuerreform ab 2004 – aber nur, wenn es mehr Wachstum gibt. Dies alles ist regelmäßigen Zeitungslesern vertraut.

Trotzdem ist die Lektüre nicht ohne Reiz. Der milde redigierte Original-Ton verrät eine Menge über Seelenzustand und Charakter der Kontrahenten. Des einstigen Großen Kommunikators Schröder übellaunige Wurstigkeit im Angesicht der schier aussichtslosen Umfragedaten ist ebenso unübersehbar wie Stoibers Bemühen, auch mit der letzten Kleinigkeit Recht zu behalten. Vollends Loriotsches Format aber bekommt das Duell, wenn sich der Kanzler und der Kandidat über zwei Spalten hinweg gewissermaßen um des Wählers Bart zanken. „Führungsstärke“ sei für die Leute das Entscheidende, behauptet der Amtsinhaber. Nein, „Lösungskompetenz“ wolle der Bürger, insistiert der Herausforderer. Herr Müller-Lüdenscheid und Herr Dr. Klöbner lassen grüßen.

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