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Politik: Fünf nach zwölf

Die Krise in NRW ist vorbei – Rot-Grün feiert das als Aufbruch

Wenige Minuten vor Mitternacht machte sich Michael Vesper auf die Suche. „Wo ist mein Ministerpräsident", fragte er immer wieder. Der grüne Vize-Regierungschef wollte mit Peer Steinbrück einfach nur noch entspannen. Kurz zuvor hatte der Sozialdemokrat den Menschen im Lande über die „Tagesthemen“ erklärt, warum er jetzt doch mit den Grünen weiter zu regieren beabsichtige. „Wir haben eine Lösung gefunden nach anstrengenden Wochen“, bekannte er und beharrte noch einmal darauf, dass dieser Klärungsprozess notwendig gewesen sei.

Vesper traf sich dann mit Steinbrück und anderen Spitzengenossen in einer fröhlichen Festgemeinde beim Italiener im Erdgeschoss der Düsseldorfer Staatskanzlei. Neben SPD-Landeschef Harald Schartau hatten sich vor allem jene Grünen versammelt, die spätestens seit dem vergangenen Freitag wieder neue Hoffnung geschöpft hatten, dass die Koalition überleben würde, nachdem Steinbrück den Metrorapid auf das Abstellgleis geschoben hatte. Zuletzt hatte sich noch Joschka Fischer eingemischt: „Ihr dürft dem Steinbrück doch nicht die Schädeldecke wegsprengen“, appellierte der grüne Außenminister an seine Parteifreunde in Düsseldorf. Am Dienstag ging es darum, die Deutungshoheit über das neue 21-Seiten-Papier zu bekommen und dafür zu sorgen, dass das „Düsseldorfer Signal" wirklich zu einem Aufbruch führt. Auf den Fluren des Landtags schwirren Gerüchte über verärgerte Genossen, die Steinbrücks abrupten Wechsel beim Metrorapid nicht verstehen wollten. Stattdessen soll zwischen Dortmund und Köln eine „Metro-S-Bahn“ gebaut werden. Zudem einigten sich die Koalitionäre, die Steinkohleförderung bis 2012 auf 18 Millionen Tonnen zu verringern. Das Abitur soll künftig in der Regel nach zwölf Jahren abgelegt werden.

Die Frage, wie viel Rot und wie viel Grün bis 2005 übrig bleibt, übergeht Steinbrück lächelnd. „Zwei Maschen rot, zwei Maschen grün – das ist nicht meine Haltung“, antwortet er und weist darauf hin, dass sich nun an vielen Stellen im Lande etwas bewege. Jürgen Rüttgers von der CDU sieht das freilich ganz anders. „Gar nichts“, lautet seine schlichte Antwort, als jemand von ihm wissen will, ob sich nach diesem Koalitionsstreit etwas ändere.

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