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Politik: Für alle Fälle gerüstet

Der Iran drängt Russland, versprochene Waffen rasch zu liefern / Moskau: Wir stehen zu unseren Zusagen

Der israelische Premier Ehud Olmert sagte es ganz deutlich: Der eigentliche Feind sei nicht die Hisbollah, sondern der Iran, sagte er nach Angaben der halbamtlichen Moskauer Nachrichtenagentur Ria Nowosti in der israelischen Zeitung „Haareetz“. Das ist offenbar inzwischen auch in Teheran gekommen, dessen Emissäre jetzt Russland zur schnellen Erfüllung von Abkommen über Rüstungslieferungen drängen.

Diese Abkommen hatten Russland und Iran bereits Ende vergangenen Jahres unterzeichnet. Moskau verpflichtete sich darin unter anderem zur Lieferung von 29 Raketenabwehrsystemen an den Iran. Deren Wert beziffern Rüstungsexperten auf rund 700 Millionen Dollar. Die ersten sind bereits geliefert, Russland hatte jedoch zu verstehen gegeben, dass es mit der Auslieferung noch dauern könne. Ende Mai hatten die USA vergeblich versucht, den Deal zwischen Moskau und Teheran zu verhindern. Doch Washington holte sich vom russischen Verteidigungsminister Sergej Iwanow eine Abfuhr: Solange es sich um konventionelle Waffen handele, gebe es keine Lieferbeschränkungen durch internationale Verträge. Russland stehe daher zu seinen Zusagen.

Doch das war vor der Libanonkrise und vor Forderungen Washingtons, die Schiitenmiliz Hisbollah und deren Paten – Syrien, vor allem aber den Iran – international zu isolieren. Moskau hält das für falsch und macht sich daher seit Beginn der Kämpfe dafür stark, beide in den Verhandlungsprozess einzubeziehen. Wenn nicht, so fürchtet Moskau, könnte sich das womöglich negativ auf die Antwort Teherans zum Kompromissvorschlag der Sechser-Gruppe zu Irans Atomprogramm auswirken. Sanktionen würden neben Teheran vor allem Russland treffen.

Auch Moskau hat daher ein vitales Interesse, die Lieferabkommen so schnell wie möglich zu erfüllen. Gegen zwei russische Waffenschmieden haben die USA bereits ein Embargo verhängte. Denn auf Teherans Einkaufszettel steht so ziemlich das Beste, was Russland momentan an Verteidigungswaffen zu bieten hat – und das darf die Führung in Teheran aus Sicht der Bush-Administration auf keinen Fall in die Hand bekommen.

Schon bisher hat der Iran Waffen aus Russland bezogen: Luftabwehrsysteme des Typs Tor-M1, mit jeweils acht Raketen bestückt, die so gut wie alle Störsignale überwinden – auch die des US-amerikanischen Kampfjägers F-16 mit fast perfekter Tarnung. Das System kann gleichzeitig bis zu 48 Ziele in einer Entfernung von bis zu 30 Kilometern erkennen, unter diesen selbst die gefährlichsten auswählen und zwei davon zeitgleich vernichten. Es wird daher auch gegen Präzisionswaffen eingesetzt, kann aber offenbar noch mehr. Bei Manövern wurde es erfolgreich bei der Abwehr von Mittelstreckenraketen eingesetzt. Vor allem dafür sollen sich die Iraner interessiert haben, wie russische Militärexperten behaupten. Unter Teherans zahlreichen Feinden in der Region ist Israel der einzige, der für einen Angriff Mittelstreckenraketen braucht.

Jetzt möchte Teheran von Russland möglichst schnell und möglichst viele mobile Raketenwerfer haben, wie Moskau sie bereits an Syrien verkauft hatte. Darunter auch Systeme des Typs Iskender, die von unbemannten Drohnen mit Daten für Präzisionsschläge gefüttert werden können. Kurz vor dem erfolgreichen Abschluss, so der Militärexperte Ruslan Puchow vom Institut für strategische und technologische Analysen, stünden auch Verhandlungen über die Lieferung von Raketenwerfern des Typs S-300.

Diese gelten als Russlands Antwort auf die US-amerikanischen Patriot, die Kurzstreckenraketen abwehren sollen. Ältere Vorläufer soll Teheran schon Ende der Neunziger illegal in Weißrussland gekauft haben. Unklar ist aber, wofür der Iran selbst ein solches Waffensystem braucht.

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