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Politik: Für Israel und ein bisschen für Palästina In München demonstrieren

Von Mirko Weber, München Sie könnten auch in der Sonne sitzen, daheim in Israel: Die Frau mit der Holzkette um den Hals, der junge lachende Mann und das Brautpaar. Aber sie sitzen nicht mehr in der Sonne, sie sind tot.

Von Mirko Weber, München

Sie könnten auch in der Sonne sitzen, daheim in Israel: Die Frau mit der Holzkette um den Hals, der junge lachende Mann und das Brautpaar. Aber sie sitzen nicht mehr in der Sonne, sie sind tot. Unlängst gestorben in Israel, an der Bushaltestelle, in einer Bar oder vor einem Kino. So sind es ihre Bilder, die von Mitgliedern der Israelitischen Kultusgemeinde am Freitag auf dem Münchner Odeonsplatz hochgehalten werden – bei einer Demonstration „Gegen Terror und Antisemitismus – Für Frieden im Nahen Osten“. Rund 1000 Menschen sind gekommen.

Es ist ein seltsamer Nachmittag. Das liegt am Ort, und es liegt an den unterschiedlichen Ansätzen der Redenden. Während Charlotte Knobloch, die Vizepräsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, besonders die teils unerträglichen Lebensverhältnisse in Israel thematisiert und für Einmischung plädiert, bleiben andere auf dem Podium im Vagen, wenn auch verbindlich. So hütet sich Alois Glück, der Vorsitzende der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag, Vorschläge für eine Friedenlösung im Nahen Osten zu machen. So etwas stünde ihm nicht zu. Ähnlich formuliert es sein Kollege von der SPD, Franz Maget. Und auch die Hauptredner der Veranstaltung, der bayerische Innenminister Günther Beckstein und der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude, strecken zwar die Hand Richtung Palästina aus, aber rhetorisch immer nur so weit, dass es keinen Unwillen unter den anwesenden Israelis, allen voran Schimon Stein, dem Botschafter seines Landes in Deutschland, auslöst. So gesehen gibt es nur einen einzigen „freien“ Menschen an diesem Nachmittag: der Klarinettist Giora Feidmann. Wenn er spielt, wird es friedlich auf dem Odeonsplatz. Für einen Augenblick kann man sich vorstellen, wie es wäre, wenn Feidmann einmal mitten in Jerusalem spielen könnte.

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