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Politik: Fujimori muss in Stichwahl - Jubel in Peru und wachsende Hoffnung für Herausforderer Toledo

Der peruanische Präsident Alberto Fujimori (61) hat seine Wiederwahl mit 49,84 Prozent knapp verpasst und muss in einer Stichwahl gegen den zweitplatzierten Alejandro Toledo (54) antreten. Die offizielle Zählkommission ONPE teilte drei Tage nach der Wahl vom vergangenen Sonntag mit, es seien 97,68 Prozent der Stimmen ausgezählt.

Der peruanische Präsident Alberto Fujimori (61) hat seine Wiederwahl mit 49,84 Prozent knapp verpasst und muss in einer Stichwahl gegen den zweitplatzierten Alejandro Toledo (54) antreten. Die offizielle Zählkommission ONPE teilte drei Tage nach der Wahl vom vergangenen Sonntag mit, es seien 97,68 Prozent der Stimmen ausgezählt. Toledo wirft Fujimori Wahlbetrug vor; er erhielt 40,31 Prozent. ONPE betonte, die noch nicht ausgewerteten Stimmen könnten das Ergebnis nur noch unwesentlich verändern. Das amtliche Endergebnis der Wahl steht nach Angaben der Wahlkommission aber erst fest, wenn auch die im Ausland abgegebenen Stimmen ausgezählt sind. Doch auch mit den noch ausstehenden Stimmen könnte Fujimori nicht mehr die für seine Wahl erforderliche absolute Mehrheit erreichen.

Toledo ist der Hoffnungsträger aller Gegner des autoritären Statschefs Fujimori. Am Mittwochabend (Ortszeit) rief der Oppositionsführer vor rund 20 000 jubelnden Anhängern im Zentrum der Hauptstadt Lima zur Einheit auf. "Heute hat das demokratische Beharrungsvermögen triumphiert", sagte Toledo. Als eine seiner wichtigsten Aufgaben bezeichnete es der Marktwirtschaftler, wieder rechtsstaatliche Verhältnisse in Peru herzustellen. Fujimori äußerte sich zunächst nicht.

Indem der Weg für eine zweite Wahlrunde im Mai oder Anfang Juni frei wurde, entspannte sich auch die innenpolitische Lage. Sie hatte sich durch einen als äußerst unfair kritisierten Wahlkampf Fujimoris, durch zahlreiche Unregelmäßigkeiten am Wahltag und durch eine ungewöhnlich langsame Auszählung der Stimmen zugespitzt. Auch die USA und EU-Botschafter hatten Fujimori dringend davor gewarnt, eine Stichwahl durch Wahlbetrug zu verhindern.

Unmittelbar nach der Bekanntgabe der Ergebnisse waren in Lima Hupkonzerte zu hören. Auf der Plaza San Martin im Zentrum feierten die Anhänger der Opposition das seit Tagen erwartete Ergebnis. "Toledo Presidente" und "Toledo-Einheit" rief die Menge. Toledo zeigte sich auf dem Balkon des Hotels "Bolivar" mit seiner belgischen Frau, seiner Tochter und den anderen Präsidentenschaftskandidaten der Opposition. Sie hatten zwar nur äußerst geringe Stimmenanteile erzielt, verfügen aber zum Teil über eine gut organisierte Parteibasis.

Toledos Bewegung Peru Posible ist äußerst schwach. Trotz des Abstandes von knapp zehn Prozent zu Fujimori hat Toledo jedoch nach Einschätzung von Beobachtern Chancen auf einen Sieg in der Stichwahl. Vermutlich wird Fujimori, der Peru seit zehn Jahren mit harter Hand aus dem Chaos von Terror und Hyperinflation herausgeführt hat, Toledo den Zugang zu allen wichtigen Rundfunk- und Fernsehsendern nicht länger völlig versperren können. Außerdem dürfte die internationale Aufsicht über Wahlkampf und Wahl eher noch zunehmen.

Überdies gilt das Mittel der Verleumdungskampagne, von dem die Regierung starken Gebrauch gemacht hatte, inzwischen als abgenutzt. Toledo, der sich vom Schuhputzer zum Weltbankfunktionär emporgearbeitet hat, ist der erste politische Opponent Fujimoris, der fast alle Gegner des japanisch-stämmigen Präsidenten um sich scharen kann. Er behauptet, ohne den "massiven Wahlbetrug der Regierung" wäre er schon in der ersten Runde auf 56,8 Prozent gekommen. Beweise dafür gibt es jedoch nicht.

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