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Politik: Furchtbar nette Kollegen

Von Cordula Eubel Am Anfang stehen vereinzelte persönliche Angriffe und gezielt gestreute Gerüchte. Danach beginnt die systematische Schikane.

Von Cordula Eubel

Am Anfang stehen vereinzelte persönliche Angriffe und gezielt gestreute Gerüchte. Danach beginnt die systematische Schikane. Die Folge: keine Motivation mehr, Misstrauen, Nervosität, sozialer Rückzug oder Krankheit. Mobbing am Arbeitsplatz ist ein Phänomen, das in den letzten Jahren verstärkt in die öffentliche Diskussion gerückt ist. Doch wo verläuft die Grenze zwischen dem üblichen Klatsch und Tratsch und gezielter Schikane? Der „Mobbing-Report“, eine Studie im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, gibt der Debatte jetzt mit Zahlen eine Grundlage.

Frauen sind häufiger Opfer von Mobbing als Männer. Im Vergleich zu Männern haben Frauen ein um 75 Prozent höheres Risiko, am Arbeitsplatz schikaniert zu werden. Das Fazit der Forscher: Keiner ist vor den Attacken von Kollegen oder Vorgesetzten völlig gefeit - grundsätzlich kann jeder zum Mobbingopfer werden.

Jeder Neunte wird im Laufe seiner Berufslaufbahn einmal gemobbt. Derzeit sind es über 800 000 Menschen oder 2,7 Prozent der Erwerbstätigen, die sich am Arbeitsplatz systematische Anfeindungen, Schikanen und Diskriminierung gefallen lassen müssen. Europaweit liegt Deutschland damit im Mittelfeld.

Das Risiko ist aber nicht für alle gleich. Nicht nur werden Frauen häufiger als Männer gemobbt, auch die unter 25-jährigen und die über 55-jährigen müssen sich mehr gefallen lassen als ihre Kollegen mittleren Alters.

Doch wer sind die Täter? In mehr als der Hälfte der Fälle geht das Mobbing von Führungskräften aus, ergab die Befragung von rund 4400 Beschäftigten durch die Sozialforschungsstelle Dortmund und die Infratest Burke Sozialforschung.

Frauen werden dabei sowohl von Frauen als auch von Männern gemobbt, Männer dagegen fast nur von Männern. Ursachen für unfaire Attacken von Kollegen gibt es viele, sagt Bärbel Meschkutat, eine der Autorinnen der Studie: Neid und Konkurrenzdenken gehören dazu, aber auch zu hohe Erwartungen an die Mitarbeiter eines Unternehmens.

Auf den ersten Blick überraschend ist, dass vor allem Beschäftigte in sozialen Berufen an ihrem Arbeitsplatz drangsaliert werden: Sozialarbeiter, Erzieher und Altenpfleger. Für dieses Phänomen hat Bärbel Meschkutat eine mögliche Erklärung parat: „In sozialen Berufen gehört es doch dazu, besonders nett miteinander umzugehen.“ Vielleicht hätten die Mitarbeiter deshalb einfach nicht gelernt, ihre Konflikte miteinander vernünftig auszutragen.

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