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Politik: G-8-Gipfel: Demonstrant in Genua getötet

Bei Protesten gegen den G-8-Gipfel in Genua ist ein junger Mann offensichtlich durch einen Schuss der Polizei getötet worden. Italienische Medien berichteten zudem am Freitag von mehr als 100 Verletzten.

Bei Protesten gegen den G-8-Gipfel in Genua ist ein junger Mann offensichtlich durch einen Schuss der Polizei getötet worden. Italienische Medien berichteten zudem am Freitag von mehr als 100 Verletzten. Ein Frau schwebe in Lebensgefahr. Damit bestätigten sich schlimmste Befürchtungen von Krawallen beim Treffen der sieben führenden Industriestaaten und Russland. Es wurde mit weiteren schweren Ausschreitungen gerechnet. Schätzungsweise 100 000 Menschen werden bis zum Ende des Gipfels am Sonntag gegen Armut in den Entwicklungsländern protestieren.

Die G-8-Staats- und Regierungschefs wollen auf diesem dreitägigen Gipfel ihr Hilfe und Solidarität mit den Ärmsten der Welt unter Beweis stellen. Der Gastgeber, Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi, bedauerte den Tod des Mannes. Auch US-Präsident George W. Bush bedauerte den "tragischen" Tod des Demonstranten. Augenzeugenberichten zufolge attackierte der Mann ein Polizeifahrzeug mit einem Feuerlöscher. Daraufhin sollen Carabinieri aus dem Wagen auf ihn geschossen haben. Es hieß, der Tote sei Italiener oder Spanier. Schon beim EU-Gipfel in Göteborg im Juni hatte es schwere Ausschreitungen gegeben.

Angesichts des Geschehens in den Straßen um das von 15 000 Polizisten bewachte Tagungszentrum verblassten alle politischen Botschaften, wie die Gründung eines milliardenschweren Gesundheitsfonds der Vereinten Nationen mit Hilfe der G 8. Am Abend trafen die G-8-Politiker sowie Führer aus Entwicklungsländern zusammen, um über weitere Hilfsprogramme zu beraten.

Wie schon beim EU-Gipfel in Göteborg kamen Tausende zumeist friedliche Demonstranten nicht zum Zuge. Ihre Proteste gegen die Armut in der Welt verhallten angesichts brennender Autos, geplünderter Geschäfte und verwüsteter Straßenzeilen. Polizisten und Soldaten setzen Wasserwerfer und Tränengas ein, um der Lage in der abgeriegelten Innenstadt Herr zu werden.

Etwa zeitgleich mit einem Arbeitsessen der Staats- und Regierungschefs begann die Lage in der Hafenstadt zu eskalieren. Zunächst gab es Handgemenge, dann flogen Eier, Steine und Molotow- Cocktails. Die Polizei griff hart ein. Mindestens 39 Demonstranten wurden festgenommen. Ziel der militanten Demonstranten war es, in die abgeriegelte, so genannte rote Zone um das Tagungsgebäude zu gelangen.

Bundeskanzler Gerhard Schröder sagte, solcher Gewalt müsse mit aller Härte begegnet werden. Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac zeigte Verständnis für die Anliegen der friedlichen Demonstranten.

Mit scharfer Kritik reagierte die Sicherheitsberaterin von US-Präsident George W. Bush, Condoleezza Rice, auf die Ausschreitungen. Diese Form des Protests sei unentschuldbar, sagte Rice. Der deutsche Regierungssprecher Bela Anda sagte: "Gleichwohl muss man die Ängste und Sorgen der Globalisierungsgegner, die friedlich vorgetragen werden, ernst nehmen."

Am Nachmittag traf der russische Präsident Wladimir Putin in Genua ein. Auch Russland wird einen Beitrag zum geplanten internationalen Gesundheitsfonds zur Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose in armen Staaten leisten. So plane Russland 20 Millionen Dollar (rund 45 Mio Mark/23 Mio Euro) beizusteuern, wie aus der russischen Delegation verlautete. Das Geld soll vor allem Afrika zugute kommen.

Damit leistet das Land zwei Jahre nach der Erweiterung der Gruppe der sieben Industrienationen (G 7) durch Russland auf die G 8 erstmals in diesem Rahmen einen finanziellen Beitrag.

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