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G-8-Gipfel: Merkel will um "ambitionierte" Klimaziele kämpfen

Deutschland lässt nicht locker im Bemühen um konkrete Vereinbarungen der führenden Industrieländer für mehr Klimaschutz. Konflikte mit den USA sollen vor dem G-8-Gipfel geklärt werden.

Berlin - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will noch direkt vor dem G8-Gipfel nächste Woche in Heiligendamm einen Versuch starten, die Differenzen mit US-Präsident George W. Bush auszuräumen. "Wir werden bis zu letzten Minute ringen, um ambitionierte Ziele zu erreichen", hieß es Regierungskreisen. Ein "weicher Kompromiss" der G8-Staaten werde abgelehnt. Rückendeckung erhielt Merkel unterdessen von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon.

Ohne direkte Erwähnung des Klimastreits sagte Ban vor einem Gespräch mit Merkel im Kanzleramt: "Ich hoffe, dass der G-8-Gipfel unter der deutschen Präsidentschaft ein großer, großer Erfolg wird." Er sei zuversichtlich, dass die internationale Gemeinschaft unter deutscher Führung dort einen großen Erfolg erzielen werde, sagte der UN-Chef. Ban nimmt als Gast am Gipfel teil.

Ban: Initiative zu Klimaschutz und Afrikahilfe erreichen

Erst vor wenigen Tagen hatte Ban die politischen Führer der G-8- Staaten aufgefordert, beim bevorstehenden Gipfel Initiativen zu Klimaschutz und Afrikahilfe zu erreichen. Merkel bekräftigte vor dem Treffen mit Ban lediglich, die Staaten wollten einen Beitrag leisten, um die internationalen Prozesse zu beschleunigen. Die G-8 seien kein Entscheidungsgremium, sie könnten Entwicklungen aber voranbringen, sagte Merkel mit Blick auf die anstehenden UN-Klimaverhandlungen im Dezember auf der indonesischen Insel Bali.

Die deutsche G8-Präsidentschaft und die US-Regierung streiten vor allem darüber, ob die sieben führenden Industriestaaten und Russland (G8) beim Gipfel konkrete Ziele für mehr Klimaschutz vereinbaren sollen. Washington lehnt verbindliche Vorgaben bisher strikt ab. "Die Gespräche gestalten sich schwierig", hieß es in deutschen Regierungskreisen. Zugleich wurden Darstellungen zurückgewiesen, inzwischen sei auch Großbritannien auf US-Linie eingeschwenkt. "Dafür gibt es keinen Hinweis", verlautete aus Verhandlungskreisen. Ausgelotet wird eine Kompromisslinie mit den USA, die zumindest ein Fortschreibung des Kyoto-Protokolls nach 2012 ermöglichen würde.

Gabriel: Gipfel noch nicht für gescheitert erklären

Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) warnte, den Gipfel schon vor Beginn für gescheitert zu erklären. Man dürfe nicht jenen Amerikanern in den Rücken fallen, die ihre Regierung zu bewegen versuchten. "Der Druck im Kessel muss steigen bis Heiligendamm." Positiv werte Gabriel die jüngste Einigung der Außenminister von 16 Staaten Asiens und 27 EU-Staaten, dass bis 2009 eine Nachfolgeregelung für das auslaufende Klimaabkommen von Kyoto gefunden werden müsse. Zudem sei nach dem Besuch der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, deutlich geworden, dass auch Amerikaner das Ziel akzeptierten, die CO2-Emissionen bis 2050 im Vergleich zu 1990 zu halbieren.

Umweltschutzverbände, Globalisierungskritiker sowie die evangelische Kirche forderten eine anspruchsvolle Vereinbarung der G8-Staaten USA, Japan, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Kanada, Italien und Russland zum Klimaschutz. Dazu gehörten das Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen sowie eine Vereinbarung, die CO2-Emissionen der G8-Staaten bis zum Jahr 2020 um 30 Prozent zu reduzieren und bis 2050 um 80 Prozent, erklärten der BUND, Attac und Germanwatch. Für einen "klimapolitischen Verhandlungsbasar" sei es zu spät. Es sei besser, kein Abschlussdokument zu haben als ein unzureichendes. Der Umweltverband WWF forderte vom G8-Gipfel ein ehrgeiziges Effizienzziel und ein deutliches Signal für die anstehenden UN-Klimaverhandlungen auf Bali. Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, forderte ebenfalls schnelle und entschlossene Maßnahmen der G8. (tso/dpa)

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