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Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßt Donald Trump. Gerne würden die G20-Staaten mit ihm über Klimapolitik reden.

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Update

G20-Gipfel in Hamburg: Merkel: Zeit in Afrika drängt, Europa muss handeln

Autos brennen, Wasserwerfer fahren auf, bei Protesten werden etliche Polizisten verletzt. Und auch am Verhandlungstisch gibt es Ärger. Das westliche Lager ist zerstritten.

Der Auftakt des ersten G20-Gipfels in Deutschland ist von heftigen Krawallen überschattet worden. Die Anfahrt der Staats- und Regierungschefs zum Gipfelgelände in der Hamburger Innenstadt wurde durch Straßenblockaden behindert. Das Partnerprogramm musste wegen der angespannten Sicherheitslage verändert werden. Die Ehefrau von US-Präsident Donald Trump konnte wegen der Ausschreitungen zunächst nicht teilnehmen. Die Polizei forderte Verstärkung aus anderen Bundesländern an. In der Nacht und am Morgen kam es an vielen Stellen der Stadt zu schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei mit Verletzten auf beiden Seiten. Es gab Zerstörungen und zahlreiche Brände. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beriet mit den Staats- und Regierungschef großer Wirtschaftsmächte zunächst über Terrorbekämpfung. Dabei trafen erstmals US-Präsident Donald Trump und der russische Präsident Wladimir Putin aufeinander.

Trump hatte unmittelbar vor dem Treffen Drohungen gegen Russland ausgesprochen. Ärger gibt es aber auch innerhalb des westlichen Lagers: Die Europäische Union drohte Trump umgehende Sanktionen an, sollte dieser zulasten europäischer Unternehmen den US-Stahlmarkt abschotten. „Wir sind in gehobener Kampfesstimmung“, sagte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Protektionismus sei „absolut der falsche Weg“. Trump hatte im April eine Untersuchung in Auftrag gegeben, die klären soll, ob Stahlimporte die nationale Sicherheit in den USA beinträchtigen. Sie könnte eine Beschränkung der Einfuhren zur Folge haben.

Auch beim Klimaschutz, dem Hauptstreitthema des Gipfels, zeichnete sich eine Konfrontation mit den USA ab. In einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Entwurf für die Abschlusserklärung ist ein Dissens zwischen den USA und den anderen 19 Mitgliedern festgeschrieben. Es war aber weiter nicht klar, ob der Entwurf in dieser Form in der Spitzenrunde angenommen wird. Die USA sind beim Thema Klimaschutz isoliert, seit Trump im Mai den Ausstieg aus dem Pariser UN-Abkommen verkündet hat. Es soll den Treibhausgasausstoß eindämmen und damit die Erderwärmung bremsen. Merkel betonte, man dürfe sich nicht zu sehr verbiegen und müsse Differenzen auch benennen.

Bei den Verhandlungen sei man zwar vorangekommen, die Unterhändler hätten aber noch Arbeit vor sich. „Sie müssen noch einmal eine Nacht durcharbeiten, das gehört aber dazu“, sagte sie. Die Kanzlerin appellierte an die Kompromissbereitschaft der Gipfelteilnehmer. „Wir wissen, dass die Zeit drängt.“ Eins der wichtigsten Themen für Merkel ist Afrika. Juncker mahnte angesichts der Flüchtlingskrise in Europa verbindliche Beschlüsse und deutliche Akzente zur Unterstützung des Nachbarkontinents Europas an. „Es wurden der Gedichte über Afrika jetzt genug geschrieben. Es muss jetzt gehandelt werden“, sagte er. „Da tun sich auch die Europäer sehr oft schwer.“

Trump kritisierte „destabilisierendes Verhalten“ Moskaus

Im Mittelpunkt des ersten Gipfeltags wird aber ein erstes ausführliches Gespräch zwischen Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Nachmittag stehen. Die beiden wollen unter anderem über die Krisen in Syrien und der Ukraine reden. Trump teilte auf Twitter mit, er freue sich auf die Treffen mit den Staats- und Regierungschefs beim G20-Gipfel - „einschließlich meines Treffens mit Wladimir Putin. Viel zu diskutieren“. Bei einem Besuch in Polen vor dem Gipfel hatte er am Donnerstag Schritte gegen das „destabilisierende Verhalten“ Moskaus angedroht. Er begründete seinen Vorwurf mit der Politik Moskaus in der Ukraine, aber auch in Syrien und gegenüber dem Iran begründet.

Der Kreml wies den Vorwurf zurück. Trotz der Ausschreitungen sei die Sicherheit der Gipfelteilnehmer gewährleistet, betonte die Polizei. Ein Polizeihubschrauber wurde nach Polizeiangaben mit einer Leuchtrakete angegriffen, aber nicht getroffen. Wegen der gewalttätigen Proteste gegen den G20-Gipfel rückte die Hamburger Feuerwehr seit Donnerstagabend zu 156 Einsätzen aus. 61 kleinere und größere Feuer wurden gelöscht, teilte die Feuerwehr mit. Der Gipfel wird von etwa 19 000 Polizisten geschützt, weitere Kräfte wurden am Freitagvormittag angefordert. Er endet am Samstagnachmittag. (dpa)

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