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Politik: Ganz der Vater

Umfrage-Tief: Ein Jahr vor der Wahl hat George W. Bush ähnliche Probleme wie einst der Senior

Gibt es eine magische Hand, einen heimtückischen Lenker, der dem Sohn das Schicksal seines Vater bereitet? George W. Bush weiß um die Gefahr. Aber nützt ihm das? Als Bush senior 1991 in den Sommerurlaub ging, war er der Held des Golfkrieges. Er hatte Kuwait aus den Händen Saddam Husseins befreit. Außerdem hatten sich die beiden deutschen Staaten friedlich vereinigt, der Westen hatte den Kalten Krieg gewonnen. Wenige Monate später war der Glanz ab. In den Umfragen brach der US-Präsident ein. Die Amerikaner bekümmerten die schlechten Wirtschaftszahlen. Im darauf folgenden Jahr setzt sich ein junger Demokrat namens Bill Clinton gegen den Amtsinhaber durch.

Am Dienstag ging der Urlaub des Juniors zu Ende, der Kongress nahm seine Arbeit wieder auf, inoffiziell begann der Präsidentschaftswahlkampf. Zum ersten Mal seit dem 11. September 2001 sagt eine Mehrheit der amerikanischen Wähler, sie würden Bush einen anderen Präsidenten vorziehen. Das muss dem erfolgsverwöhnten Texaner an die Nieren gehen. Wieder sind es die Wirtschaftsdaten, die die Menschen erzürnen. Produktion und Börse ziehen zwar an, aber das Haushaltsdefizit ist gigantisch. Ein Überschuss von 236 Milliarden Dollar aus dem Jahre 2000 hat sich in ein Minus von mindestens 450 Milliarden Dollar verwandelt. Überdies haben in Bushs Amtszeit etwa drei Millionen Amerikaner ihren Arbeitsplatz verloren. Bush kann kaum noch etwas tun, um das Ruder herumzureißen. Die Zinsen sind niedrig wie nie, zwei voluminöse Steuererleichterungen hat er bereits durchgesetzt.

Und die Kriege? Die Bilanz von Bush senior war zumindest in dieser Hinsicht gut. Bush junior dagegen scheint sich verrannt zu haben. Die Lage in Afghanistan ist alles andere als stabil, ärgste Befürchtungen aber weckt der Irak. Fast täglich sterben dort US-Soldaten. Inzwischen sind mehr „Besatzer“ als „Befreier“ gestorben. Und wofür? – Massenvernichtungswaffen wurden nicht gefunden, ein Bündnis Hussein – bin Laden hat es vor dem Krieg nicht gegeben, es ist erst danach entstanden. Amerika hat sich den Feind, den es bekämpfen wollte, selbst geschaffen. Drei massive Bombenanschläge, auf die jordanische Botschaft, die UN-Vertretung und eine schiitische Moschee, belegen die These von einer neuen Art Guerillakrieg.

Hinzu kommen die Kosten. Jeden Monat verschlingt allein die Besatzung des Landes rund vier Milliarden Dollar. Paul Bremer, der oberste zivile Verwalter im Irak, hat angekündigt, im kommenden Jahr zig Milliarden für den Wiederaufbau zu benötigen. Das alles muss der amerikanische Steuerzahler aufbringen, weil sich die Bush-Regierung nicht zu einer Internationalisierung ihrer Besatzung durchringen kann. Durch ihren Groll auf den UN-Sicherheitsrat blockiert sie sich selbst. Amerika wird langsam nervös. Die Regierung hat sich verhoben und findet keinen Ausweg mehr. Dieser Eindruck verstärkt sich täglich. Vielleicht waltet wirklich ein fieser Geist im Weißen Haus. Wiederholt sich Geschichte wirklich nicht?

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