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Politik: Garantie gegen links

Hamburg - Der Raum im ersten Stock des Kurt-Schumacher-Hauses ist muffig und überfüllt. An dieser Stelle hat die SPD Michael Naumann vor fast zwölf Monaten als ihren neuen Hoffnungsträger und designierten Spitzenkandidaten vorgestellt.

Hamburg - Der Raum im ersten Stock des Kurt-Schumacher-Hauses ist muffig und überfüllt. An dieser Stelle hat die SPD Michael Naumann vor fast zwölf Monaten als ihren neuen Hoffnungsträger und designierten Spitzenkandidaten vorgestellt. Am Sonntagabend steht der beurlaubte Herausgeber der „Zeit“ hier in der hintersten Ecke wieder vor einem Mikrofon. Seine Frau Marie Warburg sitzt neben ihm, und Naumann macht in seinem ersten Statement gleich die Tür zu, durch die er auch am Tag nach der Wahl nicht gedrängt werden möchte: in die Abhängigkeit zur Linkspartei.

Rein rechnerisch hat Rot-Grün eine Stimme mehr als die CDU – 57:56 steht es jetzt in der neuen Bürgerschaft, und kühne Rechner träumten in der Wahlnacht von weiteren Überhangmandaten, bis das endgültige Ergebnis feststeht: Könnte Naumann sich wählen lassen, ohne auf Stimmen der Linken angewiesen zu sein – weil dies keine wirkliche Tolerierung wäre? Naumann lässt sich auf solche Tricks nicht ein; er schreit den Mitgliedern entgegen: „Es gibt aus politischen und charakterlichen Gründen für die Hamburger SPD, für alle, keine Möglichkeit, irgendetwas mit den Linken zu machen.“

Es gibt einen einzigen Abgeordneten, der das nach einigem Alkoholgenuss anders sah: Man müsse für den Machtwechsel auch mit den Linken kooperieren. In der SPD heißt es, das würde die Partei sprengen – Hamburgs Sozialdemokraten gelten als eher konservativ und waren bis zum Antritt Naumanns durch Flügelkämpfe zerrissen. Am Montag hat sich der ehemalige Kulturstaatsminister entschieden, mögliche Koalitionsgespräche mit der CDU zu führen. Er wird sich nicht, wie viele geglaubt haben, sofort wieder aus der Politik zurückziehen, sondern will die Partei mit Parteichef Ingo Egloff weiter führen. Erst diente Naumann der SPD als Pflaster auf ihre Wunden – und nun als Garant gegen die Linke. Armin Lehmann

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