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Eine Explosion in Gaza nach dem Beginn der israelischen Bodenoffensive.

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Update

Gaza: 20 Palästinenser bei Israels Bodenoffensive getötet

Die israelische Armee hat eine Bodenoffensive im Gazastreifen gestartet. Ziel sei es, die "Terror-Infrastruktur" der radikalislamischen Hamas zu zerschlagen. Bislang wurden 20 Palästinenser getötet.

Bei der israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben bislang etwa 20 Palästinenser getötet worden. Die Zahl der Toten seit Beginn der Offensive vor elf Tagen stieg nach Angaben der Rettungsbehörden am Freitag auf 258. Ingesamt seien 1980 Menschen bei israelischen Bombardements verletzt worden. Nach dem Scheitern von Verhandlungen über eine Waffenruhe mit der radikal-islamischen Hamas hatte Israel in der Nacht zum Freitag Bodentruppen in das Palästinensergebiet geschickt. Nach Angaben des israelischen Rundfunks wurden zwei Soldaten bei Kämpfen im Gazastreifen verletzt.

Mit der Bodenoffensive habe eine „neue Phase“ in der vor zehn Tagen gestarteten Operationen gegen militante Palästinenser in der Mittelmeerenklave begonnen, teilte das israelische Militär mit. „Das Ziel ist die Wiederherstellung von Sicherheit und Ruhe im Staat Israel“, erklärte Armeesprecher Peter Lerner. Zugleich solle der Infrastruktur der militant-islamischen Hamas ein „empfindlicher Schlag verpasst“ werden.

Ziel der israelischen Bodenoffensive ist die Infrastruktur der Hamas

Der Befehl kam von Regierungschef Benjamin Netanjahu. „Der Premierminister und der Verteidigungsminister haben die Streitkräfte angewiesen, eine Bodenoffensive zu beginnen, um die Terrortunnel zu treffen, die vom Gazastreifen in israelisches Gebiet reichen“, hieß es in einer Mitteilung aus dem Büro des Premiers.  Schon kurz zuvor hatte Israel die Angriffe auf den palästinensischen Gazastreifen massiv verstärkt. Artillerie, Kampfhubschrauber und Kriegsschiffe feuerten auf Ziele in den Ortschaften Beit Hanun und Beit Lahia im nördlichen Gazastreifen, berichtete die Webseite „ynetnews“. Augenzeugen berichteten, dass der Himmel über dem Gebiet immer wieder von Leuchtmunition erhellt wurde.

Die Bodenoffensive im Gazastreifen soll nach Angaben der israelischen Armee ein begrenzter Einsatz sein. „Es werden bestimmte Orte im Gazastreifen angegriffen“, sagte ein Militärsprecher in der Nacht zum Freitag. Es werde im Norden, Süden und Osten des Küstenstreifens operiert. Ziel der Offensive sei die Infrastruktur der radikal-islamischen Hamas. In den vergangenen zehn Tagen habe die Hamas jedes Mal, wenn Israel deeskalieren wollte, diese Zeit genutzt, um Raketen abzuschießen, sagte der Sprecher. 

Eskalation nach humanitärer Waffenruhe

Die neue Eskalation erfolgte am Ende eines Tages, an dem es zunächst Signale der Entspannung gegeben hatte. Beide Seiten hielten eine fünfstündige humanitäre Waffenpause ein, die von UN-Organisationen vorgeschlagen worden war und dazu diente, den notleidenden Gazastreifen mit Hilfslieferungen zu versorgen.

Israelische Soldaten an der Grenze zum Gazastreifen
Israelische Soldaten an der Grenze zum Gazastreifen

© AFP

In der Nacht zuvor war in Kairo eine erste indirekte Gesprächsrunde zwischen israelischen Regierungsvertretern und Hamas-Unterhändlern zu Ende gegangen. Doch nach Verstreichen der Waffenpause am Nachmittag feuerte die Hamas nach Zählung des israelischen Militärs mehr als 100 Raketen auf Israel ab. Mit Beginn einer Bodenoffensive im Gazastreifen hat Israels Armee 18 000 weitere Reservisten mobilisiert. Die Entscheidung sei von der israelischen Regierung gebilligt worden, teilte das Militär in der Nacht zum Freitag mit. Damit beläuft sich die Zahl der mobilisierten Soldaten auf knapp 70 000.

Ermordung dreier Israelis als Auslöser der Eskalation

Auslöser der jüngsten Gewalt waren die Entführung und Ermordung von drei israelischen Teenagern und der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Jungen. Eine 2012 vereinbarte Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas, die seit 2007 im Gazastreifen herrscht, wurde daraufhin endgültig Makulatur.  Die israelische Justiz klagte am Donnerstag die mutmaßlichen Mörder des palästinensischen Jungen an. Laut einer Mitteilung des israelischen Justizministeriums handelt es sich um einen 29-Jährigen aus einer jüdischen Siedlung im Westjordanland und zwei 16-jährige Religionsschüler aus Jerusalem und Beit Schemesch. Zwei der Angeklagten würden wegen psychischer Störungen behandelt, hieß es in der Anklageschrift. (dpa)

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