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Gaza: Hamas umstellt Fatah-Hauptquartier

Im Gazastreifen ist ungeachtet der am Sonntag ausgerufenen Waffenruhe kein Ende der Gewalt in Sicht. Unterdessen hat Jordanien angeboten, im Streit der Palästinensergruppen zu vermitteln.

Gaza/Ramallah - Etwa hundert Hamas-Kämpfer haben das Hauptquartier der Fatah-kontrollierten Sicherheitskräfte in Dschabalija im nördlichen Gazastreifen umzingelt. Ein im Gebäude anwesender Polizeioffizier sagte der Nachrichtenagentur AFP, dutzende Mitglieder des bewaffneten Arms der Hamas versuchten einen Sturmangriff auf das Hauptquartier. Viele Schüsse seien gefallen. Aus Sicherheitskreisen hieß es, die Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ergebenen Sicherheitskräfte hätten zuvor ein Hamas-Mitglied festgenommen; die Kämpfer der radikalislamischen Hamas wollten den Mann nun befreien.

Abbas rief die Konfliktparteien unterdessen zum Gewaltverzicht auf. Dies sei erforderlich, um die "nationale Einheit" der Palästinenser zu retten, erklärte er in Ramallah im Westjordanland. Hamas und Fatah hatten am Sonntagabend einen Waffenstillstand geschlossen, der sich als zunehmend brüchig erwies.

Abdullah II. will vermitteln

Der jordanische König Abdullah II. will unterdessen im Konflikt zwischen den rivalisierenden Palästinensergruppen Hamas und Fatah vermitteln. Der Monarch bot Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und dem von der Hamas gestellten Regierungschef Ismail Hanija ein Treffen in der jordanischen Hauptstadt Amman an, wie der Königspalast mitteilte. Bei einem Kurzbesuch des israelischen Regierungschefs Ehud Olmert forderte Abdullah II. diesen auf, Friedensverhandlungen mit den Palästinensern wieder aufzunehmen.

Abdullah II. und Abbas sprachen in einem Telefonat über Wege aus der Krise in den Palästinensergebieten. Dabei machte der Nachfahre der Haschemiten-Dynastie auch das Angebot, als Gastgeber eines Treffens des Palästinenserpräsidenten mit dessen Rivalen, Hamas-Chef Hanija, zu fungieren. Zuvor hatte Abdullah II. überraschend den israelischen Regierungschef Olmert in Amman empfangen.

Waffenruhe bleibt brüchig

Abbas hatte am Samstag Neuwahlen angekündigt und damit die Palästinensergebiete an den Rand des Bürgerkrieges gebracht. Die regierende Hamas lehnt Neuwahlen als unrechtmäßig ab. Nach heftigen Schießereien einigten sich die zerstrittenen Gruppen am Sonntagabend dann auf eine Waffenruhe, die aber auch am Dienstag nicht vollständig eingehalten wurde.

Zuvor waren mehrere seit Sonntag entführte Mitglieder der beiden großen Palästinensergruppen wieder frei gekommen. Wie ein Vermittler des Islamischen Dschihad sagte, wurden insgesamt acht Fatah- und fünf Hamas-Aktivisten auf freien Fuß gesetzt.

Die US-Regierung bekräftigte ihre Unterstützung für den von Abbas eingeschlagenen Kurs. Die Ankündigung von Neuwahlen durch den Fatah-Führer sei nach seiner Meinung nicht rechtswidrig, sagte Außenamtssprecher Sean McCormack. Diese Option sei zwar nicht ausdrücklich in der palästinensischen Verfassung erwähnt, aber auch nicht verboten. (tso/AFP)

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