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Ein israelischer Soldat betet vor einem Panzer im Gazastreifen, aufgenommen am Donnerstag den 24. Juli.

© Reuters

Update

Gaza-Konflikt: Hamas schießt nach Waffenruhe wieder auf Israel

Die zwölfstündige Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas hat gehalten, doch kurz nach Ablauf der Frist flogen wieder Raketen aus dem Gazastreifen. Eine von Israel angekündigte Verlängerung der Feuerpause ist damit gescheitert.

Die radikalislamische Hamas hat nach einer Feuerpause ihre Raketenangriffe auf Israel fortgesetzt. Die Geschosse seien zwei Stunden nach dem Ende der Waffenruhe abgefeuert worden, sagte ein Sprecher des militärischen Arms der Organisation am Samstagabend. Nach israelischen Angaben wurde in weiten Teilen des Landes Luftalarm ausgerufen, darunter in der Region Tel Aviv. Israel wollte nach eigenen Angaben die Feuerpause um vier Stunden bis 23.00 Uhr MESZ ausdehnen. Die Hamas erklärte, sie habe dem Vorschlag nicht zugestimmt.

Der neuerliche Beschuss habe sich kurz nach dem Auslaufen der mit der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas vereinbarten zwölfstündigen Feuerpause ereignet, teilte eine israelische Militärsprecherin über den Internet-Kurznachrichtendienst Twitter mit. Seit 20.30 Uhr tagt das Sicherheitskabinett der israelischen Regierung. Beobachter rechnen mit Beschlüssen über den Fortgang der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen, die seit dem 8. Juli läuft.

"Ungeachtet der Verlängerung der humanitären Waffenruhe sind gerade Raketen auf Israel abgefeuert worden", schrieb Armeesprecherin Avital Leibovitsch auf Twitter. Ein anderer Militärsprecher berichtete der Nachrichtenagentur AFP, dass drei Mörsergranaten auf Israel abgefeuert worden seien. Es habe keine Opfer und keine Schäden gegeben.

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Israel hatte der zwölfstündigen Waffenruhe, die seit Samstagmorgen galt, nur unter der Bedingung zugestimmt, dass sie die Suche und Zerstörung des von den Hamas-Kämpfern genutzten Tunnelnetzes im Gazastreifen fortsetzen kann. In Paris hatten die Außenminister aus den USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Katar, der Türkei sowie ein Vertreter der EU-Außenbeauftragten zu einer Verlängerung der Waffenruhe auf. Die so gewonnene Zeit müsse für die Versorgung der Zivilbevölkerung genutzt werden, sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier. “Wir müssen zudem die Zeit nutzen, um Verhandlungen für einen dauerhaften Frieden vorzubereiten.“

Zwölfstündige Waffenruhe hat bislang gehalten

Über den vereinbarten Zeitraum von zwölf Stunden hatte die Feuerpause gehalten. Nach tagelangen Luftangriffen und Bodenoperationen des israelischen Militärs nutzen viele Palästinenser in dem dicht besiedelten Gebiet am Samstag die Möglichkeit, sich mit Nahrung und Medikamenten einzudecken. Auf den Straßen waren Menschen zu sehen, in den Lebensmittelmärkten herrschte Andrang. Nach der am Vortag erzielten Vereinbarung sollten die Waffen zwischen 7 Uhr morgens und 19 Uhr abends (Ortszeit) schweigen.

Feuerpause: Israelische Soldaten sitzen im Schatten außerhalb des nördlichen Gazastreifens
Feuerpause: Israelische Soldaten sitzen im Schatten außerhalb des nördlichen Gazastreifens

© Reuters

Im Gaza-Stadtteil Sadschaija und im südlichen Ort Chan Junis bargen Helfer nach Angaben des Leiters der Rettungsdienste, Aschraf al Kidra, mindestens 85 Leichen. Palästinensische Rettungskräfte konnten erstmals in diese Gebiete vordringen, die Israel seit Beginn seiner Bodenoffensive am 17. Juli massiv angegriffen hatte. Auch nach verletzten Überlebenden werde gesucht, hieß es. Reportern und Kamerateams, die sich dort gleichfalls einfanden, bot sich offenbar ein Bild großflächiger Zerstörungen.

Seit Beginn der israelischen Militäroffensive am 8. Juli wurden nach palästinensischen Angaben 985 Palästinenser getötet und rund 6000 weitere verletzt. Mehr als zwei Drittel der Opfer sind demnach Zivilisten. Auf israelischer Seite kamen bis Freitag 37 Soldaten und drei Zivilisten um.

Schwerer Angriff kurz vor Beginn der Feuerpause

Die Dringlichkeit einer Feuerpause unterstrich ein weiterer tragischer Vorfall: Israelische Artilleriegranaten trafen in der Nacht zum Samstag, kurz vor Inkrafttreten der Feuerpause, ein Wohnhaus in Chan Junis. Mindestens 18 Menschen – unter ihnen zehn Kinder – wurden dabei getötet und viele weitere verletzt, wie Aschraf al Kidra, der Leiter der palästinensischen Rettungsdienste in Gaza, mitteilte. Die Opfer gehörten alle derselben Familie an.

Ebenfalls unmittelbar vor der Feuerpause sind auch drei israelische Soldaten bei Kämpfen getötet worden. Damit sei die Gesamtzahl der Opfer in den Reihen der Armee seit Beginn der Offensive vor knapp drei Wochen auf 40 gestiegen, teilte ein Militärsprecher mit.

Menschen im Gazastreifen suchen während der Waffenruhe Wertgegenstände aus den Trümmern.
Menschen im Gazastreifen suchen während der Waffenruhe Wertgegenstände aus den Trümmern.

© Reuters

Während der Feuerpause wurde im Gazastreifen das ganze Ausmaß der Gewalt zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas sichtbar: Mehr als hundert Tote wurden binnen weniger Stunden laut palästinensischen Rettungsdiensten aus den Trümmern geborgen. Damit kamen seit Beginn der israelischen Offensive mehr als tausend Palästinenser ums Leben, der Großteil von ihnen Zivilisten, darunter auch viele Kinder.

Entscheidender Vorstoß in Sachen Waffenruhe am Freitag

Kerrys Bemühungen um eine Waffenruhe waren am Freitag in ein entscheidendes Stadium getreten. Die israelische Regierung lehnte seinen Vorschlag, sieben Tage lang die Kämpfe ruhen zu lassen und über die Forderungen der Hamas zu verhandeln, in dieser Form ab. Das Kabinett von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und die Hamas einigten sich schließlich auf Drängen von Kerry und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zumindest auf die zwölfstündige Feuerpause am Samstag.
In mehreren deutschen Städten waren am Samstag wieder Demonstrationen gegen den israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen geplant. Kundgebungen wurden unter anderem in München, Hamburg und Frankfurt angemeldet. Lufthansa, Air Berlin und die französische Air France bieten inzwischen wieder Flüge nach Tel Aviv an. Viele Fluggesellschaften hatten den Ben-Gurion-Airport wegen Raketengefahr im israelisch-palästinensischen Konflikt mehrere Tage lang nicht angeflogen. (AFP/Reuters/dpa)

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