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Gedenkrede zum Weltkriegsende: Putin kritisiert Estland und USA

Der russische Präsident Wladimir Putin hat auf der Gedenkveranstaltung zum Ende des Zweiten Weltkriegs sowohl die estnische Regierung als auch die USA indirekt kritisiert.

Moskau/Tallinn - "Diejenigen, die heute (...) die Denkmäler der Kriegshelden entweihen, beleidigen ihr eigenes Volk und säen Zwietracht und neues Misstrauen zwischen den Staaten und Menschen", sagte Putin vor 7000 im Zentrum Moskaus aufmarschierten Soldaten. Der Streit um die Verlegung des Kriegerdenkmals hatte eine schwere diplomatische Krise zwischen Russland und Estland ausgelöst.

Zugleich warnte Putin in seiner Rede vor "neuen Bedrohungen", die auf der "selben Verachtung für menschliches Leben und den selben Ansprüchen auf Einzigartigkeit und Beherrschung der Welt wie im Dritten Reich" basierten. Er sei überzeugt, dass nur "gemeinsame Verantwortung und gleichberechtigte Partnerschaft" bei Angriffen gegen die weltweite Sicherheit helfen könnten, sagte er in einem Seitenhieb gegen die USA, denen er bereits wiederholt Unilaterialismus vorgeworfen hatte.

"Die Entfernung des Denkmals war frevlerisch"

In Tallinn legte der russische Botschafter einen Kranz an dem kürzlich verlegten sowjetischen Kriegerdenkmal nieder. "Lasst uns der Menschen gedenken, die im Namen der Freiheit gestorben sind, aber lasst uns auch in die Zukunft schauen", sagte Nikolai Uspenski, als er das Gebinde in den russischen Farben an der Bronzestatue zu Ehren der Soldaten der Roten Armee an ihrem neuen Standort auf einem Militärfriedhof platzierte. "Die Entfernung des Denkmals durch die Regierung war frevlerisch", kritisierte er. "So etwas tut man nicht. Aber wir müssen jetzt in die Zukunft blicken." Hunderte russischstämmiger Esten ehrten auf dem Talliner Friedhof die Toten des Zweiten Weltkrieges.

Nach der Verlegung der Statue Ende April war es zu nächtelangen Krawallen in Tallinn gekommen, bei denen ein junger Russe getötet und mindestens 150 Menschen verletzt wurden. Für die baltische Republik symbolisiert das Denkmal die fast 50-jährige sowjetische Besatzungszeit, für Russland ist es ein Symbol für die Befreiung von Nazi-Deutschland.

In einer versöhnlichen Geste hatte der estnische Regierungschef Andrus Ansip bereits am Dienstag einen Kranz an dem umstrittenen Denkmal niedergelegt. Es war das erste Mal seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991, dass die estnischen Behörden den Gedenktag in dieser Form begingen. Der Zweite Weltkrieg endete offiziell am 8. Mai 1945 um 23.00 Uhr deutscher Zeit. Aufgrund der Zeitverschiebung war es in Russland bereits der 9. Mai. (tso/AFP)

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