zum Hauptinhalt
Auf Posten: Israelische Soldaten beobachten das Grenzgebiet zu Syrien.

© dpa

Gefechte auf dem Golan: Israels nächster Krieg?

Auf der syrischen Seite der Golanhöhen gibt es seit Tagen heftige Kämpfe zwischen Aufständischen und Regierungstruppen. Israel ist alarmiert, aber offenbar auf einen möglichen Waffengang nicht vorbereitet.

Der nächste Krieg – mit dieser elf Zentimeter hohen Balken-Überschrift erschreckte Israels führende Bezahlzeitung „Yedioth Ahronoth“ in der Wochenendausgabe ihre noch vom Gazakrieg erschöpften Leser. Gemeint ist ein möglicher Krieg auf den Golanhöhen, deren westlichen Teil Israel im Sechstagekrieg 1967 erobert und dann besetzt hat.

Weil Präsident Assads reguläre syrische Armee ihren einzigen Standort auf dem Golan vor knapp zwei Wochen aufgeben musste und mehrere Versuche fehlschlugen, die verlorenen Gebiete mit Bodentruppen zurückzuerobern, drohen nun Luftangriffe auf die Stellungen der Aufständischen. Experten rechnen in den nächsten Tagen mit dem Beginn der Bombardierungen. In Jerusalem warnt man vor der Möglichkeit, dass ortsunkundige Piloten versehentlich das nahe gelegene israelische Territorium mit den Kibbuzim bombardieren und so folgenschwere Vergeltungsschläge auslösen könnten.

Fehlschüsse und gezielte Angriffe

Die seit ein paar Wochen anhaltenden und intensiver werdenden Kampfhandlungen konzentrieren sich auf die Gegend des Grenzübergangs Kuneitra. Die dortige Pufferzone wird von Blauhelmsoldaten kontrolliert. Vor kurzem waren Mitglieder dieser UNDOF-Mission von syrischen Aufständischen entführt worden.

In und um die alte, 1967 weitgehend zerstörte Prozinzhauptstadt Kuneitra liefern sich rund 2000 Aufständische mit Assads Truppen erbitterte Gefechte. Mehrfach schlugen dabei Granaten auf israelisches Territorium ein. Meist handelt es sich um Fehlbeschuss. Doch mehrfach wurde offenbar auch gezielt auf israelische Zivilisten und Soldaten gefeuert. Dabei kam jüngst ein 14-jähriger arabischer Jugendlicher ums Leben. Er hatte seinen Vater am ersten Ferientag bei dessen Arbeit am Sicherheitszaun begleitet. Israel reagierte mit Artilleriebeschuss, wie schon in ähnlichen Fällen zuvor.

Nach israelischer Einschätzung gehört ein Drittel der aufständischen Kämpfer bei Kuneitra zur Al-Nusra-Front, die Al Qaida nahesteht. Nusra-Krieger haben in dieser Gegend das Sagen, genau wie im Süden des Golan. Die Freie Syrische Armee verliert immer mehr an Einfluss. So eroberte die Nusra-Front vergangene Woche den einzigen Grenzübergang auf dem Golan bei Kuneitra und hisste ihre Flagge direkt gegenüber dem auf israelischem Gebiet liegenden UNDOF-Hauptquartier, das damit auch von möglichen Bombardements bedroht ist.

Die gefährlichste Terrorgruppe? IS!

Israel scheint auf mögliche Kampfhandlungen allerdings schlecht vorbereitet zu sein. Ein hoher Militär versuchte mit der Feststellung zu beruhigen, dass der Islamische Staat (IS) keine akute Gefahr für Israel darstelle. IS gilt auch in Israel als gefährlichste Terrorgruppe. Er hat allerdings bisher noch nicht im 40 Kilometer breiten Gebiet östlich der Golan-Grenzlinie Fuß gefasst.

Dennoch wurden Kibbuzmitglieder aufgefordert, sich möglichst nicht in unmittelbarer Nähe der Grenze aufzuhalten. Die Obstplantagen des Kibbuz Ayn Ziwian reichen jedoch bis direkt an die Grenze heran. Und das scheint auch für Touristen eine attraktive Lage zu sein. Gemeinsam mit den Kibbuzbewohnern beobachten sie mit Ferngläsern ausgestattet die Kämpfe von Aussichtsplattformen aus. Dort ist der Krieg in Syrien keine 100 Meter entfernt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false