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Politik: Geheimdienst sucht Hauptschüler

Berlin - Vielleicht ist die Bedrohungslage doch nicht so groß. Zu diesem Schluss könnte kommen, wer die Stellenanzeigen von Geheimdiensten liest.

Berlin - Vielleicht ist die Bedrohungslage doch nicht so groß. Zu diesem Schluss könnte kommen, wer die Stellenanzeigen von Geheimdiensten liest. Der israelische Geheimdienst hielt vor kurzem Ausschau nach einem Barmann. Der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) sucht Hauptschüler fürs Abhören.

Zwar heißt es auf der Internetseite der Behörde, die Fachleute sollten „unter Verwendung modernster Erfassungstechnik“ aus der Fülle der internationalen Kommunikationsströme Informationen aus dem Ausland von „außen- und sicherheitspolitischer Bedeutung“ für Deutschland beschaffen – etwa Telefonate belauschen oder E-Mails mitlesen. Aber verstehen müssen die Lauscher offenbar wenig. Die Mindestanforderungen an das Personal sind gering: Laut Stellenausschreibung im Internet reichen ein Hauptschulabschluss, eine Lehre als Elektrotechniker und die „Bereitschaft, sich Fremdsprachenkenntnisse anzueignen“. Bewerbern versprechen die Dienstherren eine etwa zwölfmonatige Ausbildung, sechs Jahre „Training am Arbeitsplatz“ in der „Fernmeldeaufklärung“ sowie ein Anfangssalär von 783 Euro im Monat.

Wenn aber die „Abhör-Spezialisten“ nicht begreifen, was sie hören, wäre der Engpass bei der Aus- und Bewertung gravierend. Während für diese Technikerjobs nach offizieller Auskunft „guter Zulauf“ herrscht, findet eine andere BND-Ausschreibung bislang nur mäßiges Echo: Seit Krawalle der Kosovo-Albaner im März die westlichen Geheimdienste auf dem Balkan überraschten, werden händeringend Hochschulabsolventen mit guten Kenntnissen in „Albanisch und anderen slawischen Sprachen“ gesucht.

So wundern Meldungen über einen Übersetzungsstau bei den amerikanischen Kollegen nicht. 370 000 Stunden habe die Spionageabwehr der USA zwar abgehört und mitgeschnitten, aber bisher weder übersetzt noch ausgewertet. Dabei sollte eine Panne wie vor dem 11. September 2001 nie wieder passieren. Damals waren Telefonate mit dem Wortlaut „morgen ist die Stunde null“ und „das Spiel geht los“ zu spät übersetzt worden.

Susanne Härpfer

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