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Geheimer Deal?: Israel schweigt zu Panzergeschäft

Deutsche Panzer für die Saudis, U-Boote für Israel – weil der gemeinsame Gegner Iran heißt. Das Regime in Riad wird nicht als Bedrohung Israels betrachtet

200 deutsche Leopard-Panzer für Saudiarabien – und Israel schweigt diesmal dazu? Politiker und Medien haben tatsächlich bisher keine Stellung bezogen zu den umstrittenen deutschen Verkaufsabsichten. Selbst das Jerusalemer Außenministerium sah sich trotz mehrfachen Anfragen des Tagesspiegels nicht zu einer Stellungnahme imstande. Gut möglich, dass Israel in Saudi-Arabien keinen potenziellen Feind mehr sieht, sondern einen möglichen Partner in einer anti-iranischen Allianz – und deshalb gegen die deutsche Absicht, Riad 200 Leopard-Panzer zu liefern, nicht interveniert. Tatsächlich sieht Jerusalem in einer Atommacht Iran die einzige existenzielle Bedrohung des jüdischen Staates.

In diesem Zusammenhang ist die in der vorigen Woche veröffentlichte Warnung des ehemaligen Marinekommandanten Avraham Botzer vor der „gefährlichen Illusion“ einer auf der Luftwaffe beruhenden Abschreckungsstrategie gegenüber einem atomaren Iran höchst interessant. Nicht mehr Kampfflugzeuge brauche das Land, sondern weitere U-Boote, von denen mit diversen Sprengköpfen ausgerüstete Raketen abgefeuert werden könnten. Israel bezog bisher alle seine U-Boote aus Deutschland – gegen Bezahlung oder als Geschenk. Gibt es einen geheimen deutsch-israelischen Deal: Panzer für Saudi-Arabien und U-Boote für Israel als Gegenleistung für das Schweigen Jerusalems?

Die Stille in Israel, sowohl der Politik als auch der Medien, zum Leopard-Geschäft hat darüber hinaus wohl einen verständlichen Grund: Der jüdische Staat ist derzeit in einen nichtmilitärischen Mehrfrontenkrieg verwickelt und tut gut daran, nicht noch einen weiteren Kampfplatz zu eröffnen. Der konservative Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, sein höchst umstrittener nationalistischer Außenminister Avigdor Lieberman und die gesamte Regierung kämpfen in einer gigantischen politisch- diplomatischen Abwehrschlacht gegen die von den Palästinensern beantragte Anerkennung „Palästinas in den Grenzen von 1967“ als eigenständiger Staat durch die Vereinten Nationen und dessen Aufnahme als Vollmitglied in die UN. Netanjahu spricht zu diesem Zweck am Mittwoch und Donnerstag in Bukarest und Sofia vor. Bulgarien und Rumänien nehmen an den Nahost-Gesprächen eine vermittelnde Rolle zwischen beiden Seiten ein.

Außerdem hat sich die Blockadebrecher-Flotille zwar dank intensiver, vor allem diplomatischer Bemühungen Israels fast aufgelöst, doch noch ist ein Boot – vielleicht sind es auch mehrere – auf dem Seeweg Richtung Gazastreifen. Das Aufatmen der Jerusalemer Regierung und der Tel Aviver Militärs nach ihren gewaltigen Vorbereitungen auf den für sie schlimmsten Fall einer gewaltsamen Konfrontation auf hoher See hat der Besorgnis über das für Freitag geplante Fly-in anderer pro-palästinensischer Aktivisten Platz gemacht.

Hunderte Polizisten, Grenzwächter, Soldaten und zivile Agenten sind deshalb bereits auf dem Flughafen „Ben Gurion“ bei Tel Aviv stationiert worden, um die unerwünschten Gäste abzufangen, festzunehmen und auszuweisen. Zahlreiche mobile Haftzellen stehen bereit und weitere massive Truppenverstärkungen sind für den Donnerstagabend und Freitag vorgesehen. Die mehrere hundert Personen zählende Gruppe von Aktivisten, vor allem aus Deutschland, Frankreich und Belgien, gelten offiziell als „anti-israelische Provokateure“ oder gar „pro-palästinensische Terroristenhelfer“.

Charles Landsmann

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