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Ingrid Betancourt

© dpa

Geisel: Betancourt verweigert Essen und Medikamente

Vor einer möglichen Freilassung der verschleppten kolumbianischen Politikerin Ingrid Betancourt ist die Sorge um ihren Gesundheitszustand gewachsen. Die 46-Jährige sei am Leben, lehne aber laut Medienberichten die von ihren Entführern angebotene Nahrung und Medizin ab.

Nach Berichten des kolumbianischen Radiosenders Caracol unter Berufung auf den Militärgeheimdienst braucht die frühere grüne Präsidentschaftskandidatin dringend eine Bluttransfusion. Betancourts Ehemann Juan Lecompte warf dem kolumbianischen Präsidenten Alvaro Uribe das Scheitern der Verhandlungen zur Freilassung seiner Frau vor.

Ein Bauer aus der Ortschaft El Retorno, einer 450 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Bogotá gelegenen Hochburg der Guerillaorganisation Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (Farc), gab an, Betancourt am 23. März gesehen und ihre Hand berührt zu haben. Gesprochen habe die Frau jedoch nicht. Er habe Betancourt, die sehr blass und abgemagert ausgesehen habe, aufgrund der von ihr im Fernsehen veröffentlichten Bilder erkannt, fügte der Bauer hinzu.

Nach Angaben des Pfarrers der nahe von El Retorno gelegenen Gemeinde La Libertad, Manuel Mancera, sieht Betancourt mittlerweile aus wie ein "afrikanisches Hungerkind". Die bekannteste unter den hunderten Geiseln der Farc-Guerilla soll an Hepatitis B sowie an einer durch Insektenstiche hervorgerufenen Hautinfektion leiden.

Uribe nicht an Freilassung interessiert

Betancourts Mann, der Grünen-Politiker und Publizist Lecompte, sagte während eines Aufenthalts in Brasilien, Präsident Uribe habe den Bemühungen um die Freilassung seiner Frau einen schweren Rückschlag versetzt. In einer Talkshow des brasilianischen Fernsehsenders "Globo" forderte Lecompte Brasiliens Staatschef Luiz Inacio Lula da Silva auf, Uribe dazu zu bewegen, mehr für Betancourts Freilassung zu unternehmen.

Allerdings sei Uribe nicht daran interessiert. Denn Betancourt sei in Kolumbien die einzige, die ihn bei Wahlen schlagen könnte, fügte er unter Berufung auf jüngste Meinungsumfragen hinzu. Zum Schicksal seiner verschleppten Ehefrau äußerte sich Lecompte dennoch optimistisch. "Wir sind heute der Freilassung näher als früher", sagte er. Auch die Tatsache, dass die Guerilla im Januar bereits sechs andere Geiseln freiließ, sei ein Hoffnungsschimmer.
  
Die französische Regierung hatte am Freitag ein mit medizinischer Ausrüstung ausgestattetes Militärflugzeug nach Französisch-Guayana geschickt, um Betancourt bei einer Freilassung schnell Hilfe zukommen lassen zu können. Laut dem Präsidialamt in Paris könnte jederzeit erneut ein Lazarettflugzeug starten, wenn es Anzeichen für eine Freilassung gebe. Betancourt, die neben der kolumbianischen auch die französische Staatsangehörigkeit besitzt, war Ende Februar 2002 während ihres Wahlkampfes verschleppt worden. (cp/AFP)

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