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Politik: Geiseldrama auf Jolo: Fischer verhandelt - zahlen will er nicht

In der Geiselkrise auf den Südphilippinen haben Deutschland, Frankreich und Finnland Lösegeldzahlungen für die Freilassung ihrer entführten Staatsangehörigen erneut abgelehnt. Die drei Außenminister Joschka Fischer, Hubert Vedrine und Erkki Tuomioja erklärten am Donnerstag in Manila übereinstimmend, dies komme nicht in Frage.

In der Geiselkrise auf den Südphilippinen haben Deutschland, Frankreich und Finnland Lösegeldzahlungen für die Freilassung ihrer entführten Staatsangehörigen erneut abgelehnt. Die drei Außenminister Joschka Fischer, Hubert Vedrine und Erkki Tuomioja erklärten am Donnerstag in Manila übereinstimmend, dies komme nicht in Frage. Über eine Art Entwicklungshilfe anstelle von Lösegeld habe man nicht gesprochen, sagte Fischer. Die Minister waren kurz zuvor zu einem Gespräch mit dem philippinischen Präsidenten Joseph Estrada zusammengekommen. Konkrete Ergebnisse wurden dabei offensichtlich nicht erzielt.

"Wir werden morgen früh (Freitag) eine detaillierte Diskussion über eine mögliche Lösung führen", sagte Fischer. "Ich glaube, unsere Regierungen sollten gemeinsam mit der philippinischen Regierung neue Anstrengungen unternehmen, die Krise zu lösen."

Der philippinische Präsident erneuerte bei dem Gespräch seine Zusage, dass ein militärisches Eingreifen in der Geiselkrise nicht in Frage komme. Er verstehe "die Gefühle und Sorgen" in den Heimatländern der Entführten. Die Regierung in Manila werde nichts unternehmen, bei dem den Entführten Schaden zugefügt werden könnte.

Der Außenminister des Landes, Domingo Siazon, sagte nach dem Gespräch mit seinen europäischen Amtskollegen, die Geiselkrise ziehe sich so lange hin, "weil wir geduldig verhandeln". Manchmal gebe es aber "eine Tendenz bei Regierungen, die Geduld zu verlieren."

Nach den ersten direkten Verhandlungen zwischen Regierungsvermittlern und Kidnappern auf Jolo seit Ende Mai sagte ein Teilnehmer: "Es gibt Fortschritte in den Bemühungen, die Deutsche frei zu bekommen." Nach den Worten von Unterhändler Farouk Hussein könnte es schon in den "nächsten Tagen" eine Freilassung geben. Er ließ allerdings offen, um wen es sich dabei handeln könnte. Die mögliche Freilassung Renate Wallerts sei "eine der positiven Entwicklungen während des Treffens", sagte der Verhandlungsteilnehmer, der anonym bleiben wollte. Die 56-Jährige wird mit ihrem Mann Werner und ihrem Sohn Marc festgehalten. Sie leidet unter chronischen Angstzuständen und Bluthochdruck. Die Unterhändler hatten sich den Angaben zufolge zwei Stunden lang an einem geheim gehaltenen Ort mit drei Anführern der Moslemgruppe Abu Sayyaf getroffen, darunter Galib Andang alias "Commander Robot".

Inzwischen sind 37 Geiseln in der Gewalt der Abu Sayyaf-Gruppe, darunter neben drei Mitgliedern der Göttinger Familie Wallert auch der "Spiegel"-Korrespondent Andreas Lorenz. Seit vergangenem Sonntag sind auch drei französische Reporter in der Hand der Kidnapper. Gemeinsam mit den Wallerts waren am Ostersonntag unter anderen auch zwei Finnen und ein französisches Ehepaar entführt worden.

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