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Politik: Geiselnahme: Islamisten in Tadschikistan entlassen Mitarbeiter der Deutschen Welthungerhilfe

Die letzten der insgesamt elf in Tadschikistan gekidnappten Mitarbeiter der Deutschen Welthungerhilfe - darunter zwei Deutsche und ein US-Bürger - sind seit Sonntag wieder frei. Das bestätigte ein Sprecher des tadschikischen Innenministeriums dem deutschen Botschafter in Duschanbe, der Hauptstadt des zentralasiatischen Staates.

Die letzten der insgesamt elf in Tadschikistan gekidnappten Mitarbeiter der Deutschen Welthungerhilfe - darunter zwei Deutsche und ein US-Bürger - sind seit Sonntag wieder frei. Das bestätigte ein Sprecher des tadschikischen Innenministeriums dem deutschen Botschafter in Duschanbe, der Hauptstadt des zentralasiatischen Staates. Zu welchen Bedingungen die Freilassung erfolgte, ist nicht bekannt.

Das Geiseldrama ereignete sich am Freitagabend im Landkreis Tawildaru, rund 170 Kilometer nordöstlich von Duschanbe. Das Gebiet in den Vorbergen des Pamir ist Hochburg der islamischen Opposition und wird von der Zentralregierung seit über zehn Jahren nicht mehr kontrolliert.

Tadschikistan war schon unter den Kommunisten das Armenhaus der damaligen Sowjetunion. Nach deren Zerfall sorgten Clanfehden, ethnische und religiöse Konflikte 1992 für einen mehrjährigen Bürgerkrieg mit über 20 000 Toten und fast einer halben Million Flüchtlingen. Erst im Juni 1997 kam unter UN-Ägide ein Friedensvertrag zu Stande. Er sicherte den bewaffneten Einheiten der islamischen Opposition, die sich im Winter 1993 nach Nordafghanistan zurückgezogen hatten, wo ethnische Tadschiken die Bevölkerungsmehrheit stellen, Amnestie und Eingliederung in die reguläre tadschikische Armee zu. An die Opposition ging außerdem ein Drittel aller Regierungsämter.

Nach massiven Manipulationen bei den Wahlen 1999 stieg der radikale Flügel der Opposition - vor allem Kämpfer, die bei dem Postenschacher zu kurz gekommen waren - aus den Vereinbarungen aus und sucht seither den Schulterschluss mit der Islamischen Bewegung Usbekistans (IMU). Sie verstehen sich als eigentliche Träger des Islams in der Region und als Motor des Widerstands gegen die autoritären Regime im ehemals sowjetischen Mittleren Osten.

Die IMU, die US-Sicherheitsexperten wegen ihrer Kontakte zu den Taliban und deren "Gast", dem Topterroristen Ussama bin Ladin, zu den weltweit gefährlichsten terroristischen Vereinigungen zählen, hat nach Schätzungen zwischen 3500 und 5000 hoch motivierte und gut bewaffnete Kämpfer unter Waffen. Ihre Stützpunkte und Ausbildungslager befinden sich in Afghanistan und dem von der Regierung nicht kontrollierten Teil Tadschikistans. Von dort aus drangen IMU-Einheiten in den letzten beiden Sommern mehrfach in die Nachbarrepubliken Kirgistan und Usbekistan vor, wo sie Dörfer niederbrannten, Geiseln nahmen und die Regierungstruppen in schwere Kämpfe verwickelten.

Sobald die Schneeschmelze die Pässe im Gebirge passierbar macht, rechnen Experten mit neuen Überfällen, die alles Bisherige in den Schatten stellen könnten. Führende Gotteskrieger hatten im Winter den Heiligen Krieg ausgerufen und im April die Organisation in "Islamische Bewegung Turkestans" umbenannt. Die Namensänderung der Islamisten ist programmatisch: Ihr Ziel ist ein supranationaler Gottesstaat. Den Boden dafür soll offenbar eine Serie von Anschlägen bereiten.

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