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Politik: Geklonte Embryonen: Zeitung: Gesetz in Großbritannien für September geplant

Menschliche Embryonen dürfen in Großbritannien möglicherweise bald geklont werden. Die seriöse Sonntagszeitung "Observer" berichtete, dass die britische Regierung im September die Erlaubnis für dieses biotechnische Verfahren geben wird.

Menschliche Embryonen dürfen in Großbritannien möglicherweise bald geklont werden. Die seriöse Sonntagszeitung "Observer" berichtete, dass die britische Regierung im September die Erlaubnis für dieses biotechnische Verfahren geben wird. Derartige Eingriffe sind seit 1990 ausdrücklich per Gesetz verboten. Großbritannien würde mit dem neuen Gesetz seine bisherige restriktive Linie verlassen. Derartige Verfahren sind auch in Deutschland verboten.

Die Zeitung beruft sich auf eine private Äußerung des Wissenschaftsministers Lord Sainsbury, der zum Klonen von Embryonen zu wissenschaftlichen Zwecken sagte: "Der wichtige Nutzen, der sich aus dieser Forschung ergeben kann, überwiegt alle anderen Bedenken, die dagegen stehen." Es wird spekuliert, dass sich diese Ansicht auf den Bericht des Leiters des staatlichen Gesundheitsamtes, Liam Donaldson, stützt. Er wurde im vergangenen Jahr von der Regierung mit einem Gutachten über die Aspekte der Klontechnologie beauftragt. Sainsbury sagte am Sonntag in einem BBC-Interview, eine offizielle Entscheidung sei noch nicht getroffen worden.

Das Donaldson-Gutachten ist seit dem Frühjahr fertig, wurde aber noch nicht veröffentlicht. Es wurde jedoch bekannt, dass die Mehrheit britischer Wissenschaftler die menschliche Klonforschung stark befürwortet. Sollte die Regierung dazu die Erlaubnis erteilen, würde Großbritannien die Führungsrolle in diesem stark umstrittenen Forschungsbereich zufallen.

Allerdings stießen solche Erwägungen vor zwei Jahren auf eine Welle öffentlicher Ablehnung und wurden nicht weiter verfolgt. Dem "Observer" zufolge würde das Klonen von Embryonen zunächst nur für Grundlagenforschung erlaubt werden. Zellen dürften nicht von abgetriebenen Föten entnommen werden, auch das Klonen von ausgebildeten Menschen sei verboten. Die Embryos für das Klonen entstünden den Informationen zufolge aus Körperzellen Erwachsener, die in ein gespendetes Ei verpflanzt würden. Aus den geklonten Embryozellen könnten dann sogar menschliche Organe für Transplantationen entwickelt werden. Viele Wissenschaftler sehen in dieser Technologie die Möglichkeit zur Heilung von bislang unheilbaren Krankheiten wie Alzheimer.

Die katholische Kirche erhob sofort durch ihren Sprecher Tom Horwood Protest: "Wir sind ganz entschieden gegen eine solche Entwicklung. Ein menschlicher Embryo ist menschliches Leben." Lord Alton, der Führer der britischen Organisation zum Schutz des ungeborenen Lebens, sprach von "technologischen Kannibalismus".

Der führende Biologe und darwinistische Theoretiker der Universität Oxford, Richard Dawkins, hat allerdings keine ethischen Bedenken: "Die moralischen Implikationen bei der Verwendung menschlicher Embryos sind eher geringer als die bei wissenschaftlichen Experimenten mit Säugetieren und anderen Arten".

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